Biographien des Essens

Das Thema Mangelernährung ist aus dem Forschungsfokus der Sozialarbeitswissenschaft geraten. Das Projekt widmet sich dieser sozialen Frage, die Einfluss auf Inklusion und Existenzsicherung hat.

Nahrung – eine sozialarbeitswissenschaftliche Annäherung: Biografien des Essens

Bis in die späten 1960er-Jahre stellte in Wellen Mangelernährung eines der größten Probleme für große Anteile der Bevölkerung dar. Vor allem der pauperisierte Teil der Arbeiterschaft war davon betroffen. Erst seit Armut nicht mehr notwendigerweise mit Hunger verbunden ist und dieser als Massenphänomen auftritt, reduzierte sich das Interesse der organisierten Wohlfahrt an dem Thema. Der Umgang mit der Thematik verlagerte sich zusehends auf eine moralisch gefärbte Propagierung „richtiger“ Ernährung. Die Sozialarbeit hat dieses Feld der Medizin und Ernährungswissenschaft überlassen, als handle es sich nicht um eine soziale Frage und als wäre sie unbedeutend für Inklusion und Existenzsicherung.

Sozialarbeitswissenschaftliche Sicht auf das Thema Ernährung

Das Ziel des Pilotprojektes des llse Arlt Instituts für Soziale lnklusionsforschung ist es, eine sozialarbeitswissenschaftliche Sicht zum Thema der Nahrung/Ernährung wieder zu gewinnen. Folgend einem Verständnis der Sozialarbeit als Arbeit zur Erhöhung der lnklusions-Chancen von Individuen und als Arbeit zur Unterstützung individueller Existenzsicherung, bietet sich als Raster zur Generierung sozialarbeiterischer Fragen das lnklusions-Chart an. Dies ist ein kompaktes Instrument zur Analyse des individuellen Status von Inklusion/Exklusion, Existenzsicherung und Funktionsfähigkeit. Für eine erste Annäherung an den Forschungsgegenstand werden Fallstudien durchgeführt. Fallstudien sind ein sozialarbeitswissenschaftliches Instrument, das die Möglichkeit der Betrachtung sozialer Zusammenhänge unter Einschluss der Perspektive der beteiligten Individuen eröffnet. Dabei interessieren die Sozialarbeitswissenschaft vor allem Individuen, die ihr Leben unter prekären Verhältnissen führen müssen und dafür spezielle Strategien und Deutungsmuster entwickeln. Am „Fall" werden sowohl die Wirkung von Prozessen auf der Meso- und Makro-Ebene sichtbar, als auch die Gestaltungsversuche, die reaktiven Strategien und die Deutungen, die auf die Sicherstellung der Integrität und Handlungsfähigkeit der Person abzielen.

Ilse Arlt Institut als Projektpartner in Forschungsverbund

Das Pilotprojekt dient dazu, einen wesentlichen Beitrag zur Wissenserweiterung in Hinblick auf Fragen der Ernährung als sozialer Frage mit spezifischem Fokus auf deren Bedeutung für Inklusion und Existenzsicherung von Individuen zu liefern. Das llse Arlt Institut agiert mit diesem Projekt als Partner in einem institutionenübergreifenden Forschungsverbund, der vom Land NÖ im Rahmen der FTI Strategie gefördert wird und sich zum Ziel gesetzt hat, auf Basis von gleichzeitig durchgeführten Pilotprojekten im Zeitraum von zwei Jahren einen Großforschungsantrag im internationalen Kontext einzureichen. Durch die Teilnahme an dem Forschungsverbund wird auch die regionale Kooperation mit für das llse Arlt Institut relevanten Forschungseinrichtungen im Land NÖ gefördert.

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FH-Dozentin
Department Soziales
Arbeitsplatz: B - Campus-Platz 1
M: +43/676/847 228 554
Externe Projektleitung
DP Dr. Ernst Langthaler
Peter Pantuček-Eisenbacher
Externe MitarbeiterInnen
Gabriele Drack-Mayer (bis 01.03.2018)
PartnerInnen
  • Institut für die Geschichte des ländlichen Raumes (IGLR), St. Pölten (A)
  • Institut für jüdische Geschichte Österreichs (INJOEST), St. Pölten (A)
  • Institut für Realienkunde des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (IMAREAL), Krems/Donau (A)
  • Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgen-Forschung (BIK), Raabs/Thaya (A)
Finanzierung
FTI Programm des Landes Niederösterreich
Laufzeit
01.04.2016 – 31.12.2018
Projektstatus
abgeschlossen
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung