FLEXICOACH - Nutzeroptimierte Schienenfahrzeuge

Ziel des Projektes ist ein Schienenfahrzeuginnenraumsystem zu entwerfen, das mit standardisierten Lösungen den Fahrgästen die bestmögliche Bedürfnisbefriedigung und eine optimale Nutzung der Reisezeit ermöglicht. Dadurch soll sowohl die Effizienz als auch die Attraktivität und damit die Akzeptanz des Systems Schiene deutlich verbessert werden.


Bahn-Konzept vs. KundInnenbedürfnisse


Bei Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs, insbesondere bei Eisenbahnfahrzeugen, wird im Regelfall versucht, durch eine Maximierung der Sitzplatzanzahl die Effizienz zu steigern. Praxisuntersuchungen verdeutlichen jedoch, dass durch solche Raumkonzepte im Regelfall nur bis zu 85% der Plätze tatsächlich belegbar sind und gleichzeitig der Kundenkomfort deutlich sinkt. Schienenfahrzeuge sind demnach überwiegend so konzipiert, dass nicht die KundInnenbedürfnisse im Mittelpunkt stehen, sondern möglichst viele Personen befördert werden sollen. Der öffentliche Verkehr, insbesondere die Bahn, hat im Vergleich zu anderen Verkehrsmodi, v.a. zum motorisierten Individualverkehr und teilweise auch zum Flugverkehr, den großen Vorteil, dass die Reisezeit effizient genutzt werden kann (zum Arbeiten, für Erholung etc.) und damit die für die Reisenden nicht nutzbare Zeit wesentlich geringer ist. Heutige Fahrzeugkonzepte bieten jedoch nur bedingt die notwendigen Voraussetzungen für eine effiziente Zeitnutzung.


FLEXICOACH für ein neues, interdisziplinäres Konzept


Das Projekt FLEXICOACH nähert sich von der wissenschaftlichen Seite der Fragestellung an, wie Schienenfahrzeuge auszustatten sind, um diesen Vorteil bestmöglich ausspielen zu können. Basierend auf genauen Analysen von Fahrgastverhaltensweisen sowie den Grundbedürfnissen von Reisenden werden Fahrzeugkonzepte, bestehend aus verschiedenen Teilkonzepten, entworfen. Die Herangehensweise erfolgt dabei bewusst interdisziplinär, so arbeiten Experten aus den Bereichen Schienenfahrzeuge, Automobil- und Flugzeugindustrie gemeinsam mit Experten aus den Bereichen Medien-, Licht- und Tontechnik, Soziologie, Gesundheitswissenschaften etc.


Individualisierbarkeit des Fahrzeugraumes


Das Ziel ist es, standardisierte Komponenten zu entwickeln, die sowohl bei Neubaufahrzeugen als auch bei Refurbishment von Bestandfahrzeugen Anwendung finden können und die eine bestmögliche Individualisierbarkeit des Fahrzeugraums und damit eine effiziente Zeitnutzung ermöglichen. Dabei soll die Standardisierung einerseits zu einer Kostenreduktion führen und andererseits die kurzfristige und mittelfristige Anpassbarkeit an sich ändernde Rahmenbedingungen ermöglichen. Es sollen möglichst einheitliche Komponenten für Fahrzeuge entwickelt werden, die unter der Verwendung von verschiedenen technischen Elementen zu einer bestmöglichen Individualisierbarkeit der jeweiligen Fahrgastbereiche führen. So kann z.B. unter gezieltem Einsatz von Akustikelementen und Lichttechnik auch in einem Großraumwaggon ein individueller Raum geschaffen werden, der bestmöglich für effizientes Arbeiten geeignet ist, aber auch zum Zweck der Erholung umgestaltet werden kann. Es sollen in einem Raum durch einfache Anpassungen möglichst viele verschiedene Bedürfnisse befriediget werden.


Realisierbare und kundenzufriedenstellende Teilkonzepte


Basierend auf gezielte Fahrgastbefragungen und -verhaltensuntersuchungen, sowie auf internationalem Benchmark und auf ExpertInnengesprächen (das Konsortium verfügt über ein exzellentes internationale Netzwerk), werden durch ExpertInnen im Konsortium entsprechende Teilkonzepte entwickelt, die auch hinsichtlich der Machbarkeit und Kundenakzeptanz geprüft werden.


Ziel von FLEXICOACH


Das Ergebnis von FLEXICOACH als Sondierungsprojekt besteht darin, Grundlagen zu schaffen, die eine effiziente Durchführung der Umsetzung ermöglichen. Ein Prototyp wird gebaut und im Fahrgastbetrieb umfangreich getestet. Der Bau eines Prototyps und intensive Tests sind unabdingbar, um sowohl für Fahrgäste, als auch für Betreiber effiziente Fahrzeugkonzepte zu entwerfen.


Publikationen

Dietrich, B., & Rüger, B. (2018). Bahnreisen mit Familie – Anforderungen an die Mobilitätskette. ETR - Eisenbahntechnische Rundschau Mit ETR Austria, Juni/2018, 14–18.
Panzera, N., & Rüger, B. (2018). Haltezeit bei hochrangigen innerstädtischen Verkehrsmitteln – Einflussfaktoren und Optimierungspotenziale. ETR - Eisenbahntechnische Rundschau Mit ETR Austria, Juni/2018, 72–77.
Rüger, B., Simic, G., Tauschitz, P., & Wendelken, M. (2018, April 16). Improvement of rail accessibility especially for eastern European countries. Proceedings of 7th Transport Research Arena TRA 2018. Transport Research Arena TRA 2018, Vienna.
Rüger, B., & Ostermann, N. (2018, April 16). Rail operator and passenger friendly efficient rail vehicle interior. Proceedings of 7th Transport Research Arena TRA 2018. Transport Research Arena TRA 2018, Vienna.
Radosavljević, A. R., Lučanin, V. J., Rüger, B., & Golubović, S. D. (2017). Rolling Stock Doorways Compatibility with Platforms at Serbian Railways. FEM Transactions, 45(1), 77–82. https://doi.org/10/gh3743
Rüger, B., Matenberger, P., & Benz, V. (2016). Efficient Railway Interiors – Experiences Baggageless – Baggage Logistic System. Road and Rail Infrastructure IV, Proceedings of the Conference Cetra 2016, 823–829.
Tauschitz, P., Judmaier, P., Michlberger, F., Stürmer, I., & Viertelmayer, A. (2013). The Future of Passenger Transport – an Overview to the Most Innovative Service and Comfort Concepts of Train Operators. 21st International Symposium EURO-ŽEL 2013.
PartnerInnen
  • netwiss GesmbH
  • Universität für Bodenkultur, Institut für Verkehrswesen
  • ÖBB Personenverkehr AG
  • Siemens AG Österreich
  • FH JOANNEUM - Studiengang Fahrzeugtechnik
Finanzierung
Gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie in dem Programm „IV2Splus - Intelligente Verkehrssysteme und Services plus“
Laufzeit
01.06.2012 – 31.05.2013
Projektstatus
abgeschlossen
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung
Institut für Creative\Media/Technologies
Institut für Gesundheitswissenschaften