1 min

Open Lecture: Die Zukunft des Sozialstaates

Auf Einladung der AK Niederösterreich, der FH St. Pölten und der GPA-djp diskutierten ExpertInnen aktuelle Fragen zum österreichischen Sozialsystem.

"Ist die Finanzierung unseres Systems des Sozialstaates möglich, wenn unsere Arbeitsplätze verlorengehen? Ist die alte Tante Sozialpartnerschaft aus der Zeit gefallen?" Diese Fragen stellte Joachim Preiß von der Arbeiterkammer Niederösterreich den TeilnehmerInnen der Open Lecture "Sozialstaat verteilt Chancen", zu dem die Arbeiterkammer gemeinsam mit der Fachhochschule St. Pölten und der Gewerkschaft für Privatangestellte (GPA-djp) geladen hatte. "Ich bin für den investiven Sozialstaat", stellte Preiss klar.

Einen Tag lang diskutierten Expertinnen und Experten, Studierende und VertreterInnen der Zivilgesellschaft die Herausforderungen, vor denen der Sozialstaat in Österreich derzeit steht. Christine Haselbacher, die den Bachelor Studiengang Soziale Arbeit an der FH St. Pölten leitet, betonte die Rolle der Sozialen Arbeit als Menschenrechtsprofession und kritisierte die Reform der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS) in Niederösterreich: "Die Regelung ist zynisch. Einzelpersonen können nicht davon leben, mobil sein und einen Job finden. Auf diese Weise wird auf die Inklusion einiger weniger verzichtet."

Tálos: "Sozialstaat keine Selbstverständlichkeit"

Den Start machte der Politikwissenschafter Emmerich Tálos. Die Entwicklung des Sozialstaats in Österreich sei nicht linear verlaufen sondern "geprägt durch Schübe, Brüche und Stagnation", so Tálos, der an der Universität Wien lehrt. „Sozialstaat ist keine Selbstverständlichkeit.“ Er zeichnete die Geschichte der österreichischen Sozialpolitik nach und zog den Schluss: "Der Sozialstaat vermag enorm viel. Die Frage ist: Wird er imstande sein, das zu erhalten und unter welchen Bedingungen?"

In der Folge diskutierten die Expertinnen und Experten vor allem die Kosten des Sozialsystems in Österreich. "Was hätten wir, wenn wir keinen Sozialstaat hätten?" fragte Tom Schmid von der FH St. Pölten. "Der Sozialstaat entschärft Risiken und stellt gleiche Zugänge zum Sozialsystem sicher." Die Studierenden der FH St. Pölten präsentierten Fälle aus der Praxis, die anschließend in Workshops diskutiert wurden.