Wie der Kapitalmarkt die Welt retten kann

#Digital Business Communications (MA) #Studierenden-Projekt

Ein Beitrag von Tamara Kirner und Michaela Weininger zum Thema Green Finance

Green Finance

Durch die Klimakrise und ihre vielfältigen Auswirkungen drohen den globalen Wirtschaftssystemen enorme finanzielle Schäden. Es bedarf zahlloser Maßnahmen und Projekte, um diese Klimaveränderungen und ihre Folgen einzudämmen. All diese Maßnahmen haben einen gewaltigen Finanzierungsbedarf, den die öffentliche Hand allein nicht decken kann. Klingt zunächst beunruhigend, aber eine Lösung gibt es bereits: Green Finance. Also die Steuerung von privatem Kapital am Finanzmarkt in „grüne“, nachhaltige Investitionen (Vgl. Lindenberg, 2014). Dieser Beitrag befasst sich damit, wie über „Green Finance“ in österreichischen Printmedien berichtet wird.

Ausgangslage für diesen Beitrag ist eine Studie, die wir im Rahmen des Masterstudienganges Digital Business Communications (ehemals Wirtschafts- und Finanzkommunikation) an der FH St. Pölten durchgeführt haben. Unser Ziel war es herauszufinden, auf welche Art und Weise Tageszeitungen in Österreich über nachhaltiges Finanzwesen berichten. Wie aber sind wir auf diese Idee gekommen?

Eine Theorie der Journalismusforschung – das Framing – besagt, dass Medien durch die Art und Weise ihrer Berichterstattung entscheidend dazu beitragen, wie über ein bestimmtes Thema in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Sie besagt weiter, dass sich Journalist*innen bei ihrer Arbeit gewisser thematischer „Medien-Frames“ (Rahmen) bedienen, um komplexe Inhalte an ihr Publikum zu vermitteln (Vgl. Matthes, 2014). In Anbetracht dessen, wie notwendig eine rasche Finanzierung von nachhaltigen Wirtschaftsentwicklungen auch hierzulande ist, war von uns von Interesse, wie Green Finance in Österreich thematisiert wird.

Green Finance ist ein weit gefasster Begriff für ein Spektrum finanzwirtschaftlicher Ansätze und Instrumente zum Schutz von Umwelt bzw. Klima oder zur Anpassung an bzw. Kompensation für Umwelt- und Klimaschäden. Dabei ist zu beachten, dass der Begriff bisher weder einheitlich definiert noch einheitlich verwendet wird (vgl. Gabler 2021).

Forschungsdesign und Ablauf

Um die Forschungsfrage zu beantworten, haben wir eine Analyse der Berichterstattung zu Green Finance in österreichischen überregional erhältlichen Tageszeitungen zwischen 1990 und 2020 durchgeführt. Dabei konnten wir feststellen, dass die Berichterstattung zu Green Finance bis zur Jahrtausendwende praktisch nicht relevant war und sich auch danach nur mäßig entwickelte. Deutliche Anstiege wurden erst 2016 und 2018 beobachtete, als sich sowohl die Vereinten Nationen (UN), als auch die Europäische Union auf internationale Abkommen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung einigten (vgl. Europäische Kommission, 2018; United Nations, 2015). Die Berichterstattung über nachhaltiges Finanzwesen erfuhr also in den letzten Jahren in Österreich enormen Zuwachs.

Für die Beantwortung der Frage, auf welche Art und Weise berichtet wurde, haben wir einen konkreten Teil der Berichterstattung einer Framing-Analyse nach Jörg Matthes unterzogen (vgl. Matthes & Kohring, 2004). Insgesamt wurden die Inhalte von 122 Artikel aus zwei Tageszeitungen untersucht. Ausgewählt wurden die Qualitätstageszeitung „Die Presse“ und die Boulevardtageszeitung „Kronen Zeitung“. Bei der Analyse haben wir herausgefiltert, was die wichtigsten Themen und wer die häufigsten Akteur*innen in der Berichterstattung sind. Zusätzlich haben wir analysiert, wie die Akteur*innen das Thema Green Finance moralisch bewerten, welchen Schaden oder Nutzen sie darin sehen bzw. welche konkreten Handlungsempfehlungen sie zu dem Thema liefern.

Die Ergebnisse der Studie

Nach einer Kombination der Bereiche Thema, Nutzen und Schaden sowie Handlungsempfehlungen konnten sich mehrere thematische Frames identifizieren lassen. Sie befassten sich mit Ausbau, Förderung und Begünstigung von Green Finance und seinen Produkten, sowie der Schaffung von konkreten Rahmenbedingungen und Regelwerken. Die moralische Bewertung war zu einem überwiegenden Teil positiv. Damit lässt sich das Framing wie folgt beschreiben: Green Finance wird in der Berichterstattung von österreichischen Tageszeitungen als ein positives Thema kommuniziert. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen dabei auf der konkreten Umsetzung, die noch einheitliche Standards und gesetzliche Rahmenbedingungen braucht. Aufgrund der positiven Prognosen für das Thema, ist davon auszugehen, dass sich diese Art der Berichterstattung weiter fortsetzen wird.

Quellen:

Europäische Kommission. (2018). Aktionsplan: Finanzierung nachhaltigen Wachstums. https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52018DC0097&from=EN

Lindenberg, N. (2014). Definition of Green Finance. Deutsches Institut für Entwicklungspolitik. https://www.die-gdi.de/uploads/media/Lindenberg_Definition_green_finance.pdf

Matthes, J. (2014). Framing (1. Auflage). Nomos.

Matthes, J., & Kohring, M. (2004). Die empirische Erfassung von Medien-Frames. Medien & Kommunikationswissenschaft, 52(1), 56–75. https://doi.org/10.5771/1615-634x-2004-1-56

United Nations. (2015). Transformation unserer Welt: Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung [Resolution der Generalversammlung]. United Nations. https://www.un.org/Depts/german/gv-70/band1/ar70001.pdf