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Bericht zum sozialpädagogischen Fachtag 2020

Online-Veranstaltung zum Thema „Systemsprenger*innen – Ein Hilfeschrei?!“

Christine Schmid

Am 19. November fand online der sozialpädagogische Fachtag statt. Die gemeinsame Veranstaltung der Fachhochschule St Pölten und des Sozialpädagogischen Betreuungszentrums Schauboden widmete sich den Chancen, Möglichkeiten und Herausforderungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Feld der Sozialpädagogik.

Angepasste Betreuungsformen

Bildungs- und Betreuungseinrichtungen müssen sich immer wieder mit dem Thema auseinandersetzen, dass Systeme offensichtlich nicht für alle Kinder und Jugendlichen geeignet sind. Auswirkungen und massive Probleme in der Zusammenarbeit und im Zusammenleben, sowie Betreuungsabbrüche und Exklusion sind die Folge. Häufig wird von sogenannten „Drehtür-Klient*innen“ oder „Systemsprenger*innen“ gesprochen. Wie man mit diesem Thema umgehen kann und wie die Betreuung von Kindern und Jugendlichen am besten sichergestellt werden kann, war Thema des sozialpädagogischen Fachtags 2020.

„Die Herausforderungen und die Ressourcen, die diese Kinder und Jugendlichen aufzeigen, können aber von zentraler Bedeutung für die Weiterentwicklung von Angeboten und Strukturen sein. Ziel ist die Gewährleistung des Kindeswohls in allen Facetten“, sagt Christine Schmid, Leiterin des Lehrgangs Sozialpädagogik an der FH St. Pölten.

„Im SBZ Schauboden haben wir oft mit Kindern und Jugendlichen zu tun, bei denen wir mit der Betreuung in sozialpädagogischen Wohngruppen an Grenzen stoßen. Neue kreative, individuell angepasste Betreuungsformen, die eine positive Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ermöglichen, zu finden, ist unsere tägliche Herausforderung. Ein fachlicher Austausch mit Kolleg*innen aus unseren und anderen Fachbereichen ist für eine qualitative Betreuung unumgänglich“, erläutert Sabine Sommerer, die Direktorin des SBZ Schauboden.

Eingehen auf Jugendliche, die Hilfe ablehnen

Eine Keynote zur Veranstaltung hielt Wolfgang Hagleitner vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck zum Thema „Systemsprenger*innen – Symptomträger der Kinder- und Jugendhilfe?“. Er stellte die Frage, wie das System der Kinder- und Jugendhilfe auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen wirkt. Hagleitner präsentierte dazu Ergebnisse einer Untersuchung von SOS Kinderdorf und Pro Juventute zu Eintritts- und Austrittsalter sowie der Verweildauer in der stationären Erziehungshilfe. Davon leitete Hagleiter mögliche Folgen dieser Entwicklungen für die sozialpädagogische Arbeit und für das System der Kinder- und Jugendhilfe ab.

Beate Huter und Michael Nesler vom Kinderdorf Vorarlberg hielten die zweite Keynote zu „Was es braucht, damit wir hilfreich sein können. Kreative Settings und mentalisierende Haltung in der Arbeit mit Teams und komplexen professionellen Netzwerken rund um schwer zu erreichende Kinder und Jugendliche“.

Sie präsentierten, wie die Arbeit mit schwer zu erreichenden Klient*innen die Fachpersonen, Teams und Organisationen vor große Herausforderungen stellt. Huter und Nesler zeigten unter anderem, wie öffentliche und private Kinder- und Jugendhilfe variable, kreative und individuelle Rahmen schaffen kann, um Jugendliche zu erreichen, die Hilfe ablehnen, und wie auf deren Bedürfnisse eingegangen werden kann.

Praxis, Forschung, Austausch

Der sozialpädagogische Fachtag bot neben den Inputs auch Austausch zum Thema und Kontakte ins zukünftige Forschungsfeld. So stellte er den Start eines Lehrforschungsprojektes vor: 26 Studierende des Masterlehrgangs Sozialpädagogik forschen bis 2022 zu Themen wie Best-Practice-Beispielen aus dem In- und Ausland, Umgang mit Extremsituationen im sozialpädagogischen Alltag sowie innovativen Ideen und Instrumenten rund um dieses Phänomen.

Mehr als 300 Teilnehmer*innen nahmen am sozialpädagogischen Fachtag teil, darunter unterschiedliche Berufsgruppen, Vertreter*innen von Praxis-Einrichtungen, sozialpädagogischen Initiativen, verschiedenen Ausbildungseinrichtungen und Entscheidungsträger*innen sowie Fördergeber*innen. Damit erfüllt der Fachtag neben der inhaltlichen Auseinandersetzung auch eine wichtige Funktion für Sinne von Austausch und Vernetzung zum Thema.

Die Ergebnisse des Fachtags sollen Thema einer Folgeveranstaltung im Jahr 2022 sein.

Sozialpädagogischer Fachtag 2020

„Systemsprenger*innen“ – Ein Hilfeschrei?! Chancen, Möglichkeiten und Herausforderungen, 19. November 2020

 

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Schmid Christine, MA

Christine Schmid, MA

Studiengangsleiterin Sozialpädagogik* (BA) Lehrgangsleiterin Sozialpädagogik (akad.) Lehrgangsleiterin Sozialpädagogik (MA) Lehrgangsleiterin Sozialpädagogik (Schwerpunkt Sozialarbeit) (BA (CE)) Department Soziales