Lokführerstands-Simulatoren an der FH St. Pölten

#Bahntechnologie und Mobilität (BA) #Nationales Kooperationsprojekt

Im Department Bahntechnologie und Mobilität wurde unter der Leitung von Departmentleiter Otfried Knoll das Projekt „Historischer Führerstandssimulator“ realisiert.

Copyright: Otfried Knoll

In den akademischen Eisenbahn-Studiengängen Bahntechnologie und Mobilität (Bachelor) bzw. Bahntechnologie und Management von Bahnsystemen (Master) werden die Studierenden auch sehr praxisbezogen unterrichtet. Neben grundlegendem Systemwissen zu Fahrweg, Betrieb, Traktionstechnik, Signaltechnik und Energieversorgung gehört auch eine Ausbildung am Lokomotiv-Fahrsimulator zum Studienprogramm. Dazu gibt es eine Partnerschaft mit dem ÖBB-Bildungszentrum Eisenbahn in St. Pölten-Wörth, wo eine anschauliche Ausbildung an Stellwerken, Fahrzeugen und im Gleisbau ermöglicht wird. Diese Einrichtungen werden nicht nur von ÖBB und Privatbahnen, sondern auch von den Studierenden der FH St. Pölten genutzt.

Darüber hinaus hat die FH St. Pölten mit dem RaiLAB ein Labor für eisenbahnbezogene Anwendungen. Hier werden mittels EDV-Simulationsprogrammen Trassierung, Fahrplanerstellung, Simulationen in Eisenbahnnetzen, Fahrstraßeneinstellung und Life-Cycle-Analysen geübt. Zum RaiLAB gehört aber auch ein so genannter Part-Task-Trainer, das ist eine vereinfachte Version eines Lokführerstands-Simulators. Dieser besteht aus einem Beamer, der Filme von zwei virtuellen Strecken relativ realitätsnah als Großbild vor den Simulator wirft, und zwar mit jener Geschwindigkeit, die am Bedienpult gerade eingestellt wird. Das Bedienpult besteht aus einem Bedientisch mit originalen Steuerelementen wie Zugkraft- und Geschwindigkeitsregler und deren zugehörigen Anzeigen, Tfz- und Wagenzugbremse samt zugehörigen Bremsluftmanometern, sowie den Bedienelemente für Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB) und Sicherheitsfahrschaltung (Totmann, SIFA). Die Sicherheitseinrichtungen sind mit dem ablaufenden Film synchronisiert.

Historischer Führerstandssimulator

Unabhängig von diesen modernen Anwendungen wurde im Department Bahntechnologie und Mobilität das Projekt „Historischen Führerstandssimulator“ realisiert. Departmentleiter Otfried Knoll ist seit der Übernahme der Mariazellerbahn durch die NÖVOG u. a. auch Prüfungskommissär des Landes Niederösterreich für die Triebfahrzeugführer der Mariazellerbahn. Als gemeinsames Projekt hat Otfried Knoll mit der NÖVOG-Werkstätte St. Pölten Alpenbahnhof den Einsatz eines Original-Fahrschalters einer Lokomotive der Mariazellerbahn als Studienobjekt initiiert und begleitet. Dazu wurden aus einer ausgeschiedenen Lokomotive der Mariazellerbahn, Baujahr 1912, der Siemens-Stufenkontroller für die Schützensteuerung sowie der Bremsschieberschalter der Vakuumbremse und der Instrumentenblock verwendet. Die Apparate wurden von der NÖVOG-Werkstätte auf Transportrollen montiert. Unter Anleitung von Christian Fabian vom Department Bahntechnologie und Mobilität baute Bachelor-Student Thomas Manner den doppelten Lokomotivtransformator und die acht Stufenschützen für die Fahrstromsteuerung mit Industriebauteilen nach. Diese Teile wurden dann mit den Stufen des Steuerkontrollers verschaltet. Damit können nun gängige Modellbahnfahrzeuge des Systems Märklin (Wechselstrom) oder nach Vorschaltung eines Gleichrichters alle Gleichstrom-Modellbahnerzeugnisse elektrisch angespeist werden. Dem „Lokführer“ stehen die auch in Wirklichkeit vorhandenen neun Fahrstufen zur Geschwindigkeitsregelung sowie die Funktionen Vorwärts und Rückwärts zur Verfügung. Während die Anzeige der Primärspannung schon funktioniert, ist die „richtige“ Anzeige der (im Modell natürlich sehr kleinen) Motorströme über die Original-Motorstrommesser (Amperemeter) noch eine in Arbeit befindliche Herausforderung.

Mit der transportablen Anordnung können nun auf einer beliebig aufbaubaren Modellbahnstrecke Züge gesteuert werden. Auf Bildschirmen können Videos mit Führerstandsaufnahmen und Aufnahmen aus dem Maschinenraum mit Originalgeräuschen der 1099er gezeigt werden, ebenso wie die Original-Schaltpläne, anhand derer man bei dieser Loktype noch ohne besondere Kenntnisse den Stromlauf nachvollziehen kann.

Ziel ist dabei, junge Besucher der FH im Rahmen von Infodays, Schooldays, Open Days usw. mit einfach nachvollziehbarer Technik vertraut zu machen und damit das Interesse für ein bahnorientiertes Studium zu wecken. Philipp Hubalik, Student im 4. Semester des Bachelor Studiengangs, hat sich mit großer Begeisterung beim Open Day am 11. März 2016 als ersteingeschulter Bediener bewährt.

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