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Interdisziplinäres Arbeiten wird wichtiger denn je

Experte Raoul Ruthner im Gespräch über Controlling

Experte Raoul Ruthner Managing Director, PACEup Management-Consulting GmbH
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Experte Raoul Ruthner (Managing Director, PACEup Management-Consulting GmbH) im Gespräch mit Monika Kovarova-Simecek (Studiengangsleiterin Master Studiengang Wirtschafts- und Finanzkommunikation) und Harald Rametsteiner (Leiter Master Lehrgang Digital Marketing):

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf das Controlling und den Finanzbereich in Unternehmen? Wie sieht das Controlling der Zukunft aus?

Die Finanzfunktion befindet sich weiter in einem nachhaltigen Rollenwandel. Dieser findet in einer weitgehenden Ressourcenverschiebung seinen Niederschlag: Themen wie Steuerung und Entscheidungsunterstützung sind dabei die zentralen Entwicklungs- und Fokusbereiche für das Controlling.

Hingegen werden die Themen Reporting bzw. generell transaktionale Tätigkeiten als die wesentlichen Bereiche für nachhaltige Automatisierung gesehen. Hinzu kommt, dass die „Cost of Finance“ (Kosten der Finanzfunktion gemessen am Umsatz) weiter unter Druck stehen, und wohl weitere Reduktionen gefordert werden. Diesen „Spagat“ zu schaffen wird für das Controlling eine wesentliche Herausforderung.

Was braucht es, damit Unternehmen die digitale Transformation erfolgreich bewältigen?

Zu Beginn steht eine sinnvolle und tragfähige Digitalisierungsstrategie für den Finanzbereich. Diese muss sich stark am Nutzen für den Controlling-Kunden orientieren, Schwerpunkte bei neuen Technologien setzen, aber vor allem auch die sogenannten „soften“ Themen berücksichtigen.

Das volle Potenzial moderner Technologien lässt sich nur in der Verbindung aus IT und Menschen realisieren: Kompetenzen / Skills, Arbeitsweisen etc. müssen angepasst und gezielt weiterentwickelt werden. Eine erfolgreiche digitale Finanzstrategie geht über „reinen“ Technologiefokus weit hinaus – Prozesse, Organisation und Kompetenzen sind wichtige Enabler und müssen einbezogen werden.

Welchen Stellenwert hat interdisziplinäres Denken in einer digital geprägten Praxis?

Interdisziplinäres Arbeiten wird wichtiger denn je. Viele neue Themenfelder wie Big Data und Analytics erfordern einen unternehmensübergreifenden Zugang sowie eine abgestimmte Vorgehensweise zwischen Finanzbereich und anderen Unternehmensfunktionen (z. B. Sales).

Auch neue digitale Geschäftsmodelle stellen Anforderungen an den Finanzbereich und müssen frühzeitig erkannt bzw. durch gezielte Projekte adressiert werden (z. B. die Abwicklung von Micropayments zufolge neuer Angebote). Das lässt sich nur durch eine intensive, vor allem aber auch partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Finanzen/Controlling und anderen Fachbereichen schaffen.

Welche Auswirkungen haben diese Veränderung auf die Organisation des Finanzbereichs in Unternehmen?

Der Team-Mix wird sich grundlegend ändern und neue Rollen entstehen. Die Themen Projekte/Projektabwicklung bzw. Technologieskills müssen im Team verankert bzw. gestärkt werden. Zudem werden andere Arbeitsweisen Einzug halten. Bspw. wird das Reporting zukünftig mehr und mehr über Dashboards abgedeckt werden.

Die Entwicklung setzt aber auch neue Methoden bei der Entwicklung voraus wie bspw. Design Thinking. Hier kann man durchaus die kritisch die Frage stellen, wie viele Controller sind mit diesen Methoden aktuell schon vertraut?

Welche fachlichen und digitalen Anforderungen sollten junge Nachwuchskräfte für den beruflichen Einstieg mitbringen?

Die Anforderungen lassen sich nur schwer auf Tools etc. eingrenzen. Wie immer in Transformationsprozessen ist Offenheit gegenüber Neuem, aber auch ein strukturierter Umgang mit Projekten und Change-Prozessen die wesentliche Basis. Zudem gilt exzellentes Controlling-Basis Know-how weiter als wichtiger Erfolgsfaktor, denn was nützt die beste Big-Data-Analyse wenn die sinnvoll definierten und korrekt ermittelten Deckungsbeiträge zu Kunden, Produkten etc. fehlen? In vielen Fällen fängt die – erfolgreiche – digitale Transformation in den Basissystemen an.

Über die Unternehmen

Die Fachhochschule St. Pölten legt großes Gewicht auf die Entwicklung der digitalen Kompetenzen der Studierenden. Die Studiengänge Management & Digital Business* (Bachelor) und  Wirtschafts- und Finanzkommunikation (Master) bzw. der Master Lehrgang Digital Marketing vermitteln durch praxisnahe Aus- und Weiterbildung wirtschaftliche und digitale Fähigkeiten als Grundlage für Karriere im Management. Mehr zum Thema Wirtschaft studieren auf der FH St. Pölten finden Sie hier.

Die PACEup Management-Consulting GmbH ist ein branchenübergreifendes Beratungsunternehmen für börsennotierte Gesellschaften, Familienbetriebe und öffentliche Organisationen. Der thematische Beratungsfokus liegt dabei auf Controlling & Finance, Innovationsmanagement, Strategie und Interim-Management.

* vorbehaltlich der Akkreditierung durch die AQ Austria