Marken ohne Commitment werden nicht ernst genommen

Philipp Kurz im Gespräch

Philipp Kurz, Chief Digital Editor und Social Media Innovation Strategist bei ambuzzador und Lektor, im Gespräch mit Barbara Klinser-Kammerzelt, Leiterin des Lehrgangs Werbung und Markenführung

Wie schätzen Sie die Entwicklung im Berufsfeld Werbung ein? Welchen aktuellen Trends und Tendenzen sehen Sie?

Die stärkere Kontextualisierung von Werbung, die stärkere Verbindung von Daten und Kreativität sowie der Dezentralisierungstrend durch das Web 3.0 werden die Zukunft der digitalen Werbung bestimmen. In puncto Kontextualisierung wird “Content nicht King bleiben”, sondern der Kontext diese Position übernehmen. Denn die Frage ist nicht, was ich kommuniziere, sondern zu welchem Zeitpunkt, an welchem Ort und auf welcher Plattform ich platziere.

Des Weiteren werden sich Kreativtalente noch viel stärker mit Daten beschäftigen. Hierzu werden interne Teamstrukturen neu gedacht werden müssen, sodass Intelligenz-basierte Kreativität synergetisch entstehen kann. Hier müssen die Grenzen und Barrieren, welche oft noch zwischen den Kreativen und Performance Marketeers liegen, aufgeweicht werden.

Auch werden wir uns in einer Zeitspanne von 10 bis 20 Jahren nicht mehr in den “Walled Gardens” der großen Player-Plattformen bewegen müssen (Stichwort: Metaverse und Web 3.0). Hier bekommt die Konsument*in die Chance, ihre*seine Daten dezentral über die Blockchain zu verwalten und diese ohne Zwischeninstanz den Marketeers zur Verfügung zu stellen. Diese Cookie-freie Welt wird sowohl für die Konsument*innen, als auch für die Werbetreibenden eine bessere sein.

Wie wichtig ist Markenführung für den Unternehmenserfolg heute?

In der täglichen Reizüberflutung ist es wichtig, dass unser Gehirn Muster schnell erkennt. Unwichtiges und Unbekanntes nehmen wir nicht wahr und wir konzentrieren uns auf das Wesentliche. Diese selektive Wahrnehmung macht es umso wichtiger, dass die audiovisuelle Wahrnehmung von Botschaften zu einem Produkt oder einem Unternehmen schnell identifiziert wird. Je schneller und intensiver dies passieren kann, desto stärker verarbeiten wir die Botschaft (z. B. im Rahmen einer Werbeanzeige) eines Unternehmens. Die Grundlage hierfür ist eine aufgeladene Marke.

Welchen Stellenwert hat eine fach-adäquate Ausbildung im Bereich Werbung und Markenführung?

Auch, wenn ich noch relativ jung bin, bin ich auf die jetzige Studiengeneration etwas eifersüchtig, da diese bereits die essenziellen Grundlagen des datenbasierten Marketings im Studium genießen kann. Als ich mit meinem Studium vor 10 Jahren begann, waren wir vom Wichtigkeitsstatus, den bspw. Social Media Marketing heute einnimmt, weit entfernt. Die Fachhochschule St. Pölten bietet hierfür mit seinen fachspezifischen Studiengängen die akademische Grundlage.

Aktuell suchen Unternehmen, Beratungen und Agenturen im gesamten deutschsprachigen Raum händeringend nach Talenten, die mit kreativen Konzepten und technologischem Verständnis die immer fragmentierteren Customer Journeys ihrer Kunden analysieren und interpretieren können.

Welche fachlichen und persönlichen Anforderungen haben Sie an junge Nachwuchskräfte für den Einstieg in der Branche?

Das wichtigste Attribut einer Nachwuchskraft ist für mich die Neugierde und die Fähigkeit sich selbst Neues beibringen zu können. Denn das Grundlagenwissen zu neuen technologischen Neuerungen und Trends ist der Treibstoff, der in Verbindung mit kreativem Know-how seine Pferdestärken wirklich entfalten kann. Deswegen kann ich nur empfehlen, sich regelmäßig in neue Rabbit Holes zu begeben. Ob zum Thema Programmierung, Kryptökonomie oder Social Engineering.

Gibt es für Sie als Experten einen aktuell besonders hilfreichen Tipp für Erfolg im Bereich Brand Management?

Ganz klar: Um eine Marke in Zukunft erfolgreich positionieren zu können, braucht es eine klare gesellschaftliche und nachhaltig-zukunftsorientierte Positionierung. Marken ohne Commitment werden von den kommenden Generationen nicht mehr ernst genommen werden können.

Über den Lehrgang Werbung und Markenführung

Der Lehrgang Werbung und Markenführung der Fachhochschule St. Pölten bildet umfassend und praxisnahe für die Kreativbranche aus. Die berufsbegleitende Weiterbildung kombiniert die fachliche Wissensvermittlung mit starkem Praxisbezug. Zusätzlich ist der Abschluss mit einem Master of Science möglich.

Dieser Lehrgang ist zertifiziert durch den Branchenverband IAA (International Advertising Association) Austria und damit Teil der IAA Masterclasses. Dies sichert eine praxisorientierte Weiterbildung für die berufliche Entwicklung innerhalb der Werbebranche und stellt ein Gütesiegel dar, das für Qualität und Aktualität steht. Gleichzeitig vermitteln ausgewählte Expert*innen der Kreativ-Branche relevante Inhalte und deren praktische Anwendung rund um Werbung und Brand Management.