2 min

Performative Change

Lektor Thomas Duschlbauer war Gastredner auf der Konferenz zur Eventforschung der TU Chemnitz

FH-Prof. Mag. Dr. Thomas Duschlbauer
Copyright: FH St. Pölten / Claudia Mann

Im Zentrum der wissenschaftlichen Konferenz zur Eventforschung der TU Chemnitz stand dieses Jahr die Digitalisierung. Thomas Duschlbauer, der an der FH St. Pölten am Lehrgang Eventmanagement unterrichtet, wurde eingeladen, um zum Abschluss der Konferenz einen medienphilosophischen Rahmen abzustecken.

Wahrnehmung der Technologie verändert unser Selbstbild

Digitalisierung beschränkt sich nicht auf einige Anwendungen wie Apps oder Augmented Reality bei Messen und Events, sondern sie betrifft jenseits des Phänomens der Live-Kommunikation auch Aspekte unseres Alltagslebens, die unsere Wahrnehmung von Technologie verändern und auch uns selbst mit unseren Fähigkeiten neu definieren.

Sollen wir uns verstärkt dem sozialen Ausverhandeln von Neuerungen zuwenden?

So hat beispielsweise die Automobilindustrie über Jahrzehnte hinweg versucht, uns das Autofahren als ein emotionales Erlebnis schmackhaft zu machen, in der die Versiertheit des Fahrers noch eine Rolle spielte. „In Zukunft wird sich ein selbstfahrendes Auto aber hinsichtlich seines emotionalisierenden Potenzials wohl kaum von einem hübschen Büromöbel unterscheiden“, ist Duschlbauer skeptisch.

Anstatt stets auf den disruptiven Charakter von Innovation zu fokussieren, plädiert er dazu, sich endlich auch wieder verstärkt dem Thema der Diffusion bzw. dem sozialen Ausverhandeln von Neuerungen zuzuwenden.

In den Unternehmensorganisationen ortet er diesbezüglich ein Defizit. Der weit verbreitete Glaube an die Planbarkeit von Disruption hält die MitarbeiterInnen nicht nur in einem permanenten Ausnahmezustand, auch die Kommunikation erreicht nur sehr wenig, da sie eigentlich nur auf Konsens ausgerichtet ist.

Dabei ist nicht zu vergessen, dass ein immer größerer Anteil unseres Diskurses über technologische Fragestellungen und deren Auswirkungen über technische Anwendungen geschieht, die beispielsweise auf Algorithmen basieren.

Das Konzept des „Performative Change“

Diesen deterministischen Prinzipien, die mit der Digitalisierung zunehmend einhergehen, stellt Duschlbauer in den Unternehmen das Konzept von „Performative Change“ entgegen. Dabei geht es darum, dass beispielsweise MitarbeiterInnen im Rahmen von Interventionen ihre eigenen Handlungsspielräume ausloten können.

Diese Interventionen sind angelehnt an künstlerische Methoden und haben nicht nur einen starken Erlebnischarakter, sondern stellen auch einen Erkenntnisprozess dar, bei dem keine Analysen vor dem Handeln vorgeschrieben werden, sondern vielmehr unmittelbare Analysen von Experimenten, Aktionen und Improvisationen.

Hat uns Kunst im öffentlichen Raum etwas voraus?

„Ein wichtiger Aspekt ist dabei das Phänomen der Emergenz, das plötzliche Auftauchen von etwas Neuem und Ungewohntem, wie es in komplexen Organisationen häufig vorkommt, da sich das Verhalten der einzelnen Komponenten eines Systems zueinander nicht exakt vorbestimmen lässt.

Kunst im öffentlichen Raum agiert schon lange mit Emergenz und überraschenden Situationen, welche den Menschen neue Perspektiven eröffnen und Denkanstöße geben“, erklärt Duschlbauer, der dahingehend im Rahmen des vom Europäischen Sozialfonds und des Sozialministeriums geförderten Programmes zur Demografieberatung auch einen Leitbildprozess für die Seniorenheime in Wels durchgeführt hat.

Dieser partizipatorische Leitbildprozess gestaltete sich derart, dass die Organisation am Ende bereits dessen Ziele kannte und durch die performativen Akte auch selbst deuten und verinnerlichen konnte.

WebAnalogesFacebook.jpg