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Stunde Null: Die Österreichischen Medientage 2019

Studierende der FH St. Pölten bei den Österreichischen Medientagen 2019

HORIZONT-Chefredakteur Jürgen Hofer
Copyright: Johannes Brunnbauer

Unter dem Aufhänger „Stunde Null: Die neue Medienrealität“ fanden am 25. und 26. September 2019 zum 26. Mal die Österreichischen Medientage statt. Der vom Manstein-Verlag & HORIZONT präsentierte Kongress bot namhafte nationale und internationale Speaker aus der Medienwelt, die sich den Themen der neuen Medienrealität widmeten.

Barbara Hackl, Studentin im Bachelor Studiengang Marketing & Kommunikation und Christoph Noitz, Student im Master Studiengang Digital Marketing & Kommunikation waren vor Ort und berichten über ihre Eindrücke.

Neue Wege gemeinsam beschreiten

HORIZONT-Chefredakteur Jürgen Hofer begann seine Eröffnungsrede mit einem kritischen Blick auf die Veränderungen, denen der Medienmarkt aber auch die Gesellschaft unterworfen sind. Die Medienrealität sehe sich immer wieder mit Themen wie Fake News, Manipulation und dem rasanten Markteintritt internationaler Giganten konfrontiert, so Hofer. Auch wenn Veränderungen im ersten Moment bedrohlich wirken, so kann eine neue Medienrealität ungeahnte Möglichkeiten eröffnen – neue Herangehensweisen, Strategien und Allianzen bieten.

Die Österreichischen Medientage boten als Impulsgeber den geeigneten Nährboden für einen fruchtbaren Austausch innovativer Ideen und konstruktiver Diskussionsrunden.

Freier Journalismus – die vierte Gewalt

Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein unterstrich in ihrer Rede die Notwendigkeit des freien Journalismus und seine Rolle als vierte Gewalt im Staat und betonte, wie wichtig die Vielfalt einer ausgewogenen Berichterstattung für den Wirtschaftsstandort Österreich sei.

Um das Fortbestehen qualitativer Berichterstattung zu sichern und um gegen US-Anbieter wie Netflix, Disney & Co zu bestehen, bedarf es Kooperationen, dessen waren sich die TeilnehmerInnen des TV-Gipfels bei den Österreichischen Medientagen einig. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will diese Zusammenarbeit vor allem bei Online-Plattformen verstärken und befürwortet die Schaffung eines Austria-Players, der eine Kooperation zwischen privaten Sendern, Zeitungen und dem ORF ermöglicht.

Aufbruch in ein neues Marktforschungsverständnis

Auch die Marktforschung ist im Umbruch und sieht sich neben dem Bewahren sauberer Methodenarbeit und gewissenhafter Interpretationsarbeit neuen Herausforderungen gegenüber.

Karin Seywald-Czihak, Geschäftsführerin der ÖBB Werbung, ist sich sicher, die Marktforschung müsse ihre Rolle ändern, um neue Welten zu eröffnen und um selbst innovativ werden zu können.

Mehr Kreativität in der klassischen Marktforschung sei ein wichtiger Ansatz, das bestätigte auch Helmut Hanusch, Präsident der Media-Analyse.

In einer Zeit der technischen Diversität und sich verändernden Zielgruppen wird es neue Befragungsarten geben müssen, um die relevanten TeilnehmerInnen zu erreichen, bekräftigte Doris Ragetté, Head of Research bei der RMS Austria.

Auch in dieser Diskussionsrunde war der Allianzwille deutlich spürbar. Daniel Meyer, Leiter der Marktforschung bei Google für Central Europe und Emerging Markets und AGTT-Obmann Walter Zinggl besiegelten mit Handschlag den Anfang eines Dialogs und bekundeten den beiderseitigen Wunsch nach einer Einigung auf gemeinsame internationale Standards.

Mit Diversität in die Zukunft

Der zweite Kongresstag stand im Zeichen des Begriffs Diversität. Der ZEIT-Chefredakteur Giovanni Di Lorenzo forderte in seinem „flammenden Appell“ die anwesenden MedienvertreterInnen nicht nur zur Rettung des Journalismus auf, sondern sprach sich in seiner Keynote ebenso für Diversität in journalistischen Redaktionen aus.

Dabei ginge es nicht bloß um Diversität in der Geschlechterverteilung oder der Herkunft der JournalistInnen, sondern auch um politische Diversität, um keinerlei „Blasen innerhalb der Redaktion“ zu bilden. Gerade dies – Meinungspluralismus – sei ein besonderes Asset der ZEIT, so Di Lorenzo.

Auch Tijen Onaran, Geschäftsführerin des Netzwerks Global Digital Women, betonte die Notwendigkeit von Diversität. Besonders im Zuge der Digitalisierung sei Diversität ein essentieller Faktor, da Teams, die Diversität in Geschlechterverteilung und Erfahrung abbilden, wesentlich erfolgreicher agieren würden. Onaran meint, dass Diversität „nicht bloß ein gesellschaftliches Sozialprojekt“, sondern ein massiver Wirtschaftsfaktor der Zukunft sei.

5G: Revolution für den Medienkonsum

„Mehr Qualität, Vielfalt und mehr On-Demand“, verspricht Jan Trionow von Hutchison Drei Austria durch die Einführung von 5G. Diskutiert wurde das „Internet of Everything“ von Führungspersonen der heimischen Mobilfunkanbieter.

A1-CEO Marcus Grausam sieht in 5G ebenso die Möglichkeit der „stärkeren Personalisierung in Content und Werbung“, als auch die Forcierung von Interaktivität durch die Nutzungsmöglichkeit von Virtual- und Augmented Reality.

Maria Zesch von Magenta betonte die Grundbedingungen für die Einführung von 5G in Österreich. Dabei verwies sie auf die Notwendigkeit des Herstellens der Infrastruktur – sie ist gespannt, wie „unsere nächste Regierung 5G handhaben wird“. Zesch lieferte damit eine inhaltliche Steilauflage für das große Finale – der Debatte zum Thema Medienpolitik mit den Mediensprechern der Parlamentsparteien, mit der die Österreichischen Medientage 2019 beendet wurden.