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Ticketing +50% internationale Bahnreisende möglich

FH-Studie zur schweren Buchbarkeit von internationalen Bahntickets beim Symposium der Schienen Control präsentiert

Thomas Preslmayr beim Schienen-Control Vortrag
Copyright: Schienen-Control GmbH

Die Verlagerung von Reisen vom Flugzeug auf die Bahn wäre dringend nötig, um die Klimaziele von Paris zu erreichen. Trotz Digitalisierung und globaler Vernetzung sind aber durchgängige Bahnbuchungen nicht immer möglich.

Eine Studie der FH St. Pölten hat nachgewiesen, um wieviel schwieriger die Buchung eines internationalen Bahntickets im Vergleich zu einem Flugticket ist. Studienautor Thomas Preslmayr hat am 4. Oktober 2022 die Ergebnisse beim Symposium der Schienen Control vorgestellt.

Symposium der Schienen Control

Beim Symposium der Schienen Control GmbH werden aktuelle rechtliche und marktrelevante Themen des Schienenverkehrs auf österreichischer und europäischer Ebene vorgestellt und diskutiert.

Das Spektrum der Vorträge reichte heuer von Prüfungen des Europäischen Rechnungshofes zur Wirtschaftlichkeit und Effektivität von Investitionen in Eisenbahnprojekte bis zu Ergebnissen des VCÖ-Bahntests zur Zufriedenheit mit dem österreichischen Bahnsystem. Als Top-Redner berichtete Josef Doppelbauer als Executive Director der obersten europäischen Eisenbahnbehörde ERA über notwendige Standardisierungen und Interoperabilität.

Aufgrund der hohen Relevanz des Themas der schweren Buchbarkeit von internationalen Bahntickets wurde auch Thomas Preslmayr vom Department Bahntechnologie und Mobilität der FH St. Pölten eingeladen, die Studienergebnisse zu präsentieren.

Empirische Studie zur Buchbarkeit

Im Jahr 2021 haben wir an der FH St. Pölten die Buchbarkeit von Bahntickets untersucht. Dazu gab es im Rahmen der Masterarbeit von Thomas Stütz und in der Lehrveranstaltung „Kundenorientierung im Schienenpersonenverkehr“ eine empirische Erhebung.

Für die Studie mussten 76 Proband*innen 46 europäische Reiserouten mehrfach buchen – mal mit der Bahn, mal mit dem Flugzeug. Die Wahl des verwendeten Ticketshops stand den Teilnehmer*innen frei. 20 europäische Ticketshops wurden in der Studie getestet.

Von 152 Buchungen sind beim Flugzeug nur 5 am Buchungsprozess gescheitert – bei der Bahn 50. Das bedeutet eine 10 mal höhere Misserfolgsquote bei Bahnbuchungen im Vergleich zu Flugbuchungen. Die größte Zahl der Flugbuchungen war in 5 bis 10 Minuten abgeschlossen, die größte Zahl der Bahnbuchungen hat aber 15 bis 30 Minuten in Anspruch genommen.

Hürden für durchgehende Tickets

Ein wesentlicher Grund für die schwere Buchbarkeit internationaler Bahnreisen ist eine unvollständige technische Harmonisierung der Ticketsysteme: Teils veraltete Vertriebs- und Reservierungssysteme, unterschiedliche Tarifsystematiken und Tickets mit oder ohne Zugbindung erschweren das länderübergreifende Buchen.

Auch unterschiedliche Vorverkaufsfristen unterschiedlicher Bahnen erschweren den Ticketkauf. Während man in Österreich 6 Monate im Voraus Tickets kaufen kann, kann man Tickets in Polen nur 30 Tage im Voraus erwerben. Eine längerfristige Planung und Buchung einer Reise ist so unmöglich.

Ausblick

Der internationale Eisenbahnverband (UIC) hat einen gemeinsamen Standard entwickelt, der grenzüberschreitende Bahnbuchungen erleichtert. Diesen hat unter anderem die ÖBB Personenverkehr AG bereits eingeführt.

„Dennoch, von einer Single European Ticketing Area sind wir noch weit entfernt“, resümiert Studienautor Thomas Preslmayr. „Unsere Studie hat gezeigt, dass jede dritte Person an der Buchung internationaler Bahnfahrkarten scheitert. Auf zwei tatsächliche Fahrgäste kommt also jeweils ein dritter potenzieller Fahrgast. Das wäre eine mögliche Steigerung um 50 Prozent.“

Um die Effekte von bisherigen Verbesserungen zu messen und die technischen und rechtlichen Hürden näher zu untersuchen, setzen wir die Untersuchung im Studienjahr 2022/23 fort.

Weiterführende Informationen zur Studie

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Dipl.-Ing. Preslmayr Thomas

Dipl.-Ing. Thomas Preslmayr

Fachverantwortlicher Projektmanagement und Organisation Studienbetrieb Department Bahntechnologie und Mobilität