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Wie Jugendliche in digitalen Räumen politisieren

Eine Studie zeigt, wie Jugendliche digitale Räume für politische Beteiligung nutzen

Verschiedene Akteur*innen der Studie "Wie Jugendliche in digitalen Räumen politisieren" bei der Abschlusskonferenz auf der Bühne, an der Seite sind jeweils Roll-ups der beiden Hochschulen – Donau-Universität Krems und FH St. Pölten
Copyright: Mark Hammer

Eine aktuelle Studie der Donau-Universität Krems und der FH St. Pölten zeigt, dass Jugendliche digitale Räume, insbesondere in Zeiten von Covid-19, als Orte der politischen Beteiligung und des Politisierens unter anderen Jugendlichen nutzen.

Vor kurzem hat das Projektteam der Donau-Universität Krems und der FH St. Pölten die Ergebnisse der Studie bei einer Abschlusskonferenz mit Jugendlichen diskutiert.

Diskussion zwischen Forscher*innen, Schüler*innen und Medienvertreter*innen

Am Podium vertreten waren Schüler*innen eines Bundesgymnasiums aus Niederösterreich, Fiona Herzog, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, Lisa Röhrer, Redakteurin Niederösterreichische Nachrichten (NÖN) sowie Katharina Fritsch und Florian Zahorka, Forscher*innen des Projektes Digitalizing Youth Politics im dessen Rahmen die Studie durchgeführt wurde.

Das Projekt untersuchte mittels einer Studie, die gemeinsam mit Schüler*innen aus Niederösterreich durchgeführt wurde, sowie anhand einer Medienanalyse lokaler, regionaler und überregionaler Printmedien und einer Twitteranalyse von Politiker*innen-Tweets die Potenziale, die mit digitaler Kommunikation und Digitalisierung für die Repräsentation und Beteiligung von Jugendlichen am öffentlichen Diskurs einhergehen können. Kontext dafür waren die Gemeinderatswahlen in Niederösterreich im Jahr 2020.

Umwelt, Bildung, Mobilität und Demokratie

Dabei zeigte sich, dass sich Jugendliche oftmals themenspezifisch beteiligen, und das insbesondere untereinander tun. Digitale Räume spielen dabei nicht nur als Informationsquelle eine sehr wichtige Rolle. Dies zeigte sich nicht zuletzt während der COVID-19-Pandemie, deren Höhepunkt in den Untersuchungszeitraum fiel. Zentrale Anliegen für die Jugendlichen zwischen 14-17 Jahren sind laut der Studie die Themen Umwelt, Bildung, Mobilität und Demokratie bzw. Gemeinderatswahlen.

Die Medien- und Twitteranalyse ergab, dass Themen wie Umwelt oder Demokratie auch in den Medien und von Politiker*innen auf Twitter auf unterschiedliche Weise besprochen werden. Allerdings sind darin Beiträge zu Jugendlichen selbst oder zu Jugendlichen als politische Akteur*innen selten und bleiben in traditionellen Bildern politischer Beteiligung verhaftet.

Ausnahme: #fridaysforfuture

„Ausnahme ist die Berichterstattung zu Fridays for Future, wo insbesondere lokale Medien auch lokale Gruppen porträtiert haben. Ansonsten werden Jugendliche als Rezipient*innen von Politik in den Medien diskutiert, während Tweets von Politiker*innen diese Zielgruppe und ihre Themen weitgehend ausblenden“, fasst Edma Ajanović von der Donau-Universität Krems die Medienanalyse zusammen.

COVID-19 als Katalysator für Digitalisierung

In Workshops, die nach dem Ausbruch der COVID-19 Pandemie durchgeführt wurden, änderte sich die Priorisierung von Themen durch die Untersuchungsgruppe drastisch. Im Einklang mit dem öffentlichen Diskurs dominierten die Corona-Krise und ihre vielfältigen Auswirkungen auf die Gesellschaft die Themen der Jugendlichen.

Darüber hinaus begannen die Jugendlichen, die vormals genannten Themen durch eine "Corona-Linse" neu zu interpretieren. Schließlich drehte sich viel um die Frage was es bedeutet, während einer Pandemie ein junger Mensch zu sein – z. B. während einer Pandemie zur Schule zu gehen, seine sozialen Beziehungen zu pflegen oder seine Freizeit zu gestalten.

Digitale Räume, wie bereits oben angesprochen, bekamen einen neuen Stellenwert und fungierten einerseits als Informationsorte aber auch als Orte der Verarbeitung von schwierigen Themen und des Politisierens mit anderen Jugendlichen.

Jugendliche im politischen Diskurs unterrepräsentiert

"Die Studie zeigt, dass Jugendliche im medialen Diskurs als politische Akteur*innen entweder unterrepräsentiert sind oder primär als 'apolitisch', als 'Problemfälle' und als Rezipient*innen von politischen Maßnahmen dargestellt werden. Diese Darstellung hat sich, Stichwort Feiern an öffentlichen Orten, während Corona verschärft“, sagt Florian Zahorka vom Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der FH St. Pölten.

Das Projekt „Digitalizing Youth Politics (DYP)“ wurde von der Gesellschaft für Forschungsförderung NÖ und dem Land NÖ gefördert.

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