Einfluss elastischer Tapeanlagen auf die sagittale Wirbelsäulenform gesunder männlicher Probanden in habitueller und aktiv aufgerichteter Haltung

Bachelor-Studiengang Physiotherapie

Roland Reisenauer, MA, BSc, PT 

Betreuer: FH-Prof. Andreas Stübler, MAS, PT

2017

Abstract

Einleitung:

Viele Praxisbüchern beschreiben die stimulierende Wirkung von elastischen Tapes auf die Mechanorezeptoren der betroffenen Körperregion. Dieser sensorische Feedbackmechanismus könnte möglicherweise dazu beitragen, die Aufrichtung der Wirbelsäule zu unterstützen. Die Evidenzlage zu dieser Fragestellung ist überschaubar, jedoch zum Großteil auch sehr widersprüchlich.

Methoden:

30 gesunde männliche Probanden im Alter von 18 Jahren wurden in eine Interventionsgruppe, eine Placebogruppe und eine Kontrollgruppe zugeteilt. Die Interventionsgruppe erhielt eine Haltungskorrekturanlage, welche unter maximaler Dehnung des Tapes über den Rücken appliziert wurde. Die Placebogruppe erhielt eine Tapeanlage im Lumbalbereich, welche ohne Dehnung angebracht wurde. Die Kontrollgruppe erhielt keine Tapeanlage. Als Messmethode diente das Kyphose-Inklinations-Lordose Schema nach Mahlknecht, welches anhand von drei Variablen (Thorakle-Kyphose-Index TKI, Cervico-Lumbaler-Lot Winkel CLL, Lumbo-Glutealer-Lot Winkels LGL) den Status der Haltung in der Sagittalebene beurteilt. Gemessen wurde vor der Tapeanlage, nach 24 Stunden Tragedauer mit appliziertem Tape und unmittelbar nach der Tapeabnahme, jeweils in habitueller und aktiv aufgerichteter Haltung.

Ergebnisse:

Es konnte kein signifikanter Unterschied der Messvariablen innerhalb der Interventionsgruppe festgestellt werden (p = 0,067 - 0,600), jedoch eine Tendenz zur Signifikanz der Variable TKI_H (p = 0,067) und TKI_K (p = 0,093). Innerhalb der Placebogruppe wurde ein signifikanter Unterschied der Variable LGL_K (p = 0,016) festgestellt. In allen Gruppen änderte sich der TKI und CLL zu jedem Messzeitpunkt signifikant zwischen habitueller und aufgerichteter Haltung (p = 0,000 – 0,001), zu Gunsten einer physiologischeren Wirbelsäulenform. Bei der Variable LGL konnte dieser Effekt jedoch nicht bestätigt werden (p = 0,225 - 0,888).

Schlussfolgerung:

Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse, kann eine Anlage mittels elastischer Tapes zur Korrektur der Haltung nicht empfohlen werden. Inwieweit mögliche Effekte über jene von Placeboanlagen hinausgehen, sollte Gegenstand nachfolgender Untersuchungen werden. Interessent ist jedoch die Erkenntnis, dass eine Korrektur der Haltung, nach verbaler Aufforderung zur Aufrichtung, hauptsächlich in den oberen Wirbelsäulenabschnitten erfolgt.

Schlüsselworte:

elastisch, kinesio, Tape, Wirbelsäule, Haltung