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Innovative Lehre: Der Escape Room fürs Wissen

FH-Dozent Gerhard Fenkart-Fröschl beschreitet coronabedingt völlig neue Wege in der Lehre

Großmutters Fauteuil als Drehort von Lernvideos
Copyright: FH St. Pölten / Gerhard Fenkart-Fröschl

Die aktuelle COVID-19-Krise betrifft nicht nur unsere Studierenden, sondern auch Vortragende. Einen besonders kreativen wie innovativen Weg der Lehre hat FH-Dozent Gerhard Fenkart-Fröschl gewählt.

E-Learning 2.0

Gerhard Fenkart-Fröschl unterrichtet im aktuellen Semester im Bachelor Studiengang Medienmanagement die Lehrveranstaltung Managementgrundlagen. Vorgesehen waren reguläre Präsenztermine, doch aufgrund der Corona-Krise musste er sein Lehrkonzept verändern.

Schätzungsweise 70 Stunden steckte er in die Konzeption und Erstellung von interaktiven Webseiten mit Aufgabenstellungen für seine Studierenden. Diese sollen einen fiktiven Management-Case lösen und können dabei auf Erklärvideos, animierte Lerncomics und diverse andere Extras (bspw. eigens angefertigte Sprachnachrichten und E-Mails) zurückgreifen. Dabei steht aber stets der Management-Case im Vordergrund, denn: „Wenn du so etwas konzipierst, muss alles zusammenhängen sonst ergibt es keinen Sinn“, erklärt Fenkart-Fröschl.

Dass die digitale Lehrveranstaltung auch bei Studierenden gut ankommt, bestätigt Student Lukas Pleyer: „Der Aufbau der Case Study ist eine wirklich spannende Abwechslung, die mit sehr viel Mühe und Aufwand verbunden scheint. Die Case Study ist durchaus nicht einfach, da man die verstreuten Infos suchen und bewerten muss, um zu einem akzeptablen Ergebnis zu kommen. Allerdings macht es Spaß ein bisschen "Detektiv" zu spielen und dabei sein Hirn und Grips zu verwenden. Auch die anschließenden Feedbackrunden und Diskussionen, nach den jeweiligen Arbeitsschritten sind echt hilfreich!“

Lehre in Zeiten von Corona

Doch warum dieser Aufwand? Als Vortragende*r müsse man sich in die Psychologie der Studierenden hineinversetzen, so Gerhard Fenkart-Fröschl. „Wenn sie sich über Zoom, Teams oder andere Tools einklicken, kann davon ausgegangen werden, dass der Großteil davon nach fünf Minuten mental – und eventuell physisch – weg ist“. Deswegen müsse man bei Online-Lehrveranstaltungen auf den Pull-Effekt bauen. Die Studierenden also dazu zu bringen, von sich aus eigeninitiativ mit Lehrinhalten zu beschäftigen und zu lernen. Und das funktioniert bestens, wie er versichert. „Meine Medienmanagement-Studierenden erarbeiten zum Teil bessere Lösungen als Manager*innen mit zehnjähriger Erfahrung“, schmunzelt Fenkart-Fröschl.

Großmutters Wohnung, oder: die Hightech-Mülldeponie

Erstellt werden die interaktiven Lehrinhalte und Lernvideos übrigens in der Wohnung von Fenkart-Fröschls Großmutter. Er beschreibt die Wohnung liebevoll als „Hightech-Mülldeponie“. Denn: So aufgeräumt es in den Videos selbst auch ausschaut, der Aufwand der Videos schlägt sich auch auf die Aufgeräumtheit der Wohnung nieder. Der Sessel auf dem er seine Videos aufzeichnet, steht auf sechs Lexika damit die Belichtung perfekt ist. Der Aufwand ist es ihm aber wert – er möchte seinen Studierenden etwas besonderes bieten. Da er seine Lehrinhalte oft als Kriminalfälle aufarbeitet beschreibt er sie als „Escape Room, aus dem man 'gscheiter rauskommt". Ein Escape Room fürs Wissen quasi.

Text: Anna Putz, Studentin Master Studiengang Digital Marketing & Kommunikation