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Rettungsbewerb: Sozialarbeiter simulierte Szenario

Beim internationalen Wettbewerb Ride & Rescue stellte ein Team des Departments Soziales eine Aufgabe. Gefordert war interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Einsatzszenario beim österreichischen Rettungsdienstbewerb Ride & Rescue
Copyright: FH St. Pölten / Florian Zahorka

Innovative Antworten auf bekannte präklinische Problemstellungen gefordert

Bereits zum zweiten Mal wurde im Rahmen des jährlich ausgetragenenen, österreichischen Rettungsdienstbewerbes Ride & Rescue ein psychosoziales Einsatzszenario simuliert. Insgesamt stellten sich 19 Teams der Herausforderung und arbeiteten bei strömendem Regen zwölf unterschiedliche notfallmedizinische Fallbeispiele ab.

„Helfen Sie mir, ich bin aus dem Rollstuhl gefallen!“

Unter dieser Notfallmeldung trafen die Teams bei einem Einfamilienhaus in einer ländlichen Region ein. Vor Ort fanden sie eine am Boden liegende, ältere Person vor, die per Hausnotruf um Transferhilfe gebeten hatte.

Nach einer standardisierten Patientenuntersuchung, welche keine medizinischen Anhaltspunkte für eine Hospitalisierung hervorbrachte, und einem adäquaten Transfer in den Rollstuhl wurde den Teams die Entscheidung abverlangt, wie mit der Patientin weiter vorgegangenen werden sollte.

Die Patientin weigerte sich vehement, ihre häusliche Umgebung zu verlassen. Und dennoch sollte durch eine realitätsgetreue Darstellung der Wohnung und des sozialen Umfelds eine gewisse Überforderungssituation gezeichnet werden. Bewusst warf das Fallbeispiel also eine Vielzahl psychosozialer Fragestellungen auf.

Soziale Arbeit als Brückendisziplin zur Vermeidung unnötiger Hospitalisierungen

Als Entscheidungshilfe wurde aus dem Repertoire sozialarbeiterischer Diagnostik von Peter Pantuček-Eisenbacher eine Netzwerkkarte sowie ein Kurzbericht hinterlegt. Hintergrund war, den Teams schnell einen Überblick über bestehende soziale Ressourcen zu vermitteln. Gleichzeitig konnte erprobt werden, ob sich diagnostische Instrumente der Sozialen Arbeit auch für andere Professionen in der Anwendung als gewinnbringend darstellen können.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Teams unter Zuhilfenahme dieser Tools, sowie durch kreative Lösungsansätze in der Lage waren, den Wunsch der Patientin auf Basis fundierter Erhebungen zu respektieren. Somit konnte die Patientin guten Gewissens zu Hause belassen werden und eine initial von vielen Teams angedacht Hospitalisierung vermieden werden.

Das Bewertungsteam der FH bestand aus Stefan Wallner, DGKP, Sozialarbeiter und Notfallsanitäter sowie Florian Zahorka, Sozialarbeiter und Notfallsanitäter. Mit der Chefärztin des Niederösterreichischen Roten Kreuzes Elfriede Wilfinger und Frau Emma Borzacchini standen zwei sehr erfahrene und somit authentische Darstellerinnen zur Verfügung.

"Bei der Bewältigung der psychosozialen Fragestellungen gab es auf Grund der verschiedenen Hilfsorganisationen und Bundesländer sehr unterschiedliche Ansätze. Für alle Gruppen waren Angehörige, Nachbarn, Freunde , Hausarzt , Hauskrankenpflege als Ansprechpartner bekannt, kaum jemand dachte an die Möglichkeiten einer Unterstützung  durch die Kommune wie Seniorenvereine, Pfarre, Vereine zur Gesundheitsförderung usw. An der Schnittstelle Rettungsdienst und soziale Arbeit gibt es noch einiges zur besseren Vernetzung zu tun", so Wilfinger.

Christoph Redelsteiner, Studiengangsleiter Master Soziale Arbeit: "SozialarbeiterInnen begleiten Mitmenschen (PatientInnen, KlientInnen) durch komplexe Betreuungsprozesse durch Vernetzung von unterschiedlichen Berufsgruppen und Institutionen. Dabei geht es auch immer um Lösungssuche auf der naheliegendsten und passenden Ebene, nicht immer um das scheinbar Beste, Hochtechnisiertes und „Optimale“. Gerade auch die Vermeidung von unnötigen Krankenhausaufenthalten entlastet die Betroffenen: PatientInnen, Angehörige und auch die jeweiligen Kostenträger".

Das Department Soziales und das Ilse Arlt Institut der Fachhochschule St. Pölten haben eine langjährige Ausbildungs- und Forschungserfahrung in den Bereichen Patientenlenkung, Case- und Caremanagement und Versorgungsmodelle.

Ride and Rescue als Plattform für präklinische Weiterentwicklungen

Bei Ride and Rescue ist ein Rettungsbewerb, der bereits zum achten Mal im niederösterreichischen Haringsee stattfand. Dabei geht es dem Organisationsteam um Berndt Schreiner vor allem um eine qualitativ hochwertige Weiterbildung, den Spaß für TeilnehmerInnen und die Vernetzung von nationalen sowie internationalen Rettungsteams.

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Innovative Projekte zum Thema psychosoziale Problemstellungen in der Präklinik an der FH St. Pölten:

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Medienbericht