3 min

Expert Talks: Nachhaltigkeitsmanagement mit Erfolg

Die neue Interviewserie rund um Nachhaltigkeit, Management, Digitalisierung und Innovation

Georg Strasser-Müller ist Country Director von Too Good to Go Österreich und der Schweiz.
Copyright: Roberto Maccariello

In dieser Talkreihe geben Expert*innen spannende Insights in erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement.

Georg Strasser-Müller im Interview

„Wenn wir es schaffen, produzierte Lebensmittel auch zu konsumieren, dann haben wir einen unheimlichen Hebel gegen die Klimakrise in der Hand.“

Georg Strasser-Müller ist Country Director von Too Good to Go Österreich und der Schweiz. Im Interview spricht er über die entscheidende Rolle der Digitalisierung im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung, die Wichtigkeit diverser Teams im Unternehmen und die neue KI-unterstützte Too Good to Go Platform.

Mit der Marketplace-App hat Too Good To Go ein Tool geschaffen, mit dem überschüssige Lebensmittel vergünstigt weiterverkauft werden können. Welchen Beitrag kann die Digitalisierung im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung leisten?

Die Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle, um Lebensmittel vor der Verschwendung zu bewahren. Durch die Nutzung digitaler Lösungen wie dem Too Good To Go-Marktplatz können Lebensmittelbetriebe ihre überschüssigen Produkte einem breiteren Publikum zugänglich machen. Die Koordination zwischen Anbieter*innen und Verbraucher*innen ist effizienter und auch kleinere Mengen können umverteilt werden, die sonst im Müll landen würden.

In der Too Good To Go-App sind über zwei Millionen Österreicher*innen registriert. Sie sehen täglich, welche einwandfreien, aber unverkauften Lebensmittel bei Supermärkten, Restaurants oder Produzenten verfügbar sind und können sie unkompliziert zur Abholung reservieren. Das bedeutet: Das Essen wird tatsächlich gegessen. So leisten auch Einzelpersonen einen Beitrag gegen Verschwendung, weil sie in Summe einen sehr großen Impact haben. Allein im letzten Jahr konnten wir gemeinsam mit den Partnerbetrieben rund fünf Millionen Überraschungssackerl retten. Und nicht zuletzt sehen Betriebe anhand der Daten deutlich, wie viele Portionen sie jeden Tag überproduzieren. Das allein bewegt zum bewussteren Umgang mit Ressourcen.

Welche Qualifikationen müssen Berufseinsteiger*innen mitbringen, um in „Green Jobs“ tätig zu sein? Welche Karrieremöglichkeiten ergeben sich daraus?

Too Good To Go ist ein internationales Unternehmen und in 17 Ländern in Europa und Nordamerika tätig und beschäftigt mehr als 1.200 Mitarbeitende. Wir bemühen uns, diverse Teams zu schaffen, die verschiedene Skills und Erfahrungen mitbringen. Das ist wichtig, weil uns vielfältige Perspektiven auf ein Problem kreativer und innovativer machen.

Wir brauchen zum Beispiel analytische Menschen, die fundierte Entscheidungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit treffen, technische Kompetenzen mitbringen, um die App für unsere User*innen so einfach wie möglich zu gestalten, oder Kommunikationstalente, die komplexe Umweltkonzepte klar und verständlich vermitteln. Was sie aber alle vereint, ist die Leidenschaft für Nachhaltigkeit, ein großes Problembewusstsein und der Tatendrang, etwas verändern zu wollen. Wir haben eine nachhaltige Vision, die unsere Mitarbeitenden 100 Prozent unterstützen und auf die sie stolz sind.

Stichwort „Grüne Innovationen“: Too Good To Go hat vor kurzem die Too Good To Go Platform lanciert – eine KI unterstützte Software, die das digitale Management des Mindesthaltbarkeitsdatums für den Einzelhandel optimiert. Wie wird die neue Plattform künftig im nachhaltigen Warenmanagement eingesetzt werden?

Wir arbeiten bereits mit einigen der größten Namen im Lebensmitteleinzelhandel wie SPAR, Billa oder Hofer über die Too Good To Go-App zusammen. Jetzt erweitern wir erstmals unser Produktportfolio und können unsere Einzelhandelspartner auch beim Warenmanagement vor Ort dabei unterstützen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Mittels automatisierter Regeln und KI-Unterstützung kann die modulare Software Vorhersagen über den Verkauf von Lebensmitteln treffen und so den besten Zeitpunkt für Rabatte, Spenden oder den Too Good To Go-Marktplatz vorschlagen. Dabei berücksichtigt sie nicht nur den Warenbestand und historische Daten, sondern zum Beispiel auch die Wetterbedingungen. Die Verknüpfung mit dem Marktplatz ist kein Muss, bietet aber eine zusätzliche wirkungsvolle Maßnahme gegen Verschwendung und macht die Software einzigartig am Markt. Durch die Digitalisierung des Mindesthaltbarkeitsdatum-Managements erspart sie den Mitarbeitenden zudem bis zu einer Stunde pro Tag an manueller Überprüfung. Die Software reduziert somit nicht nur die Verschwendung durch unverkaufte Waren, sondern auch die Kosten und den Zeitaufwand.

Welche Rolle spielt ein nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln in der Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft?

Eine zentrale Rolle. Im Schnitt werden 40 Prozent aller Lebensmittel zwischen Feld und Teller verschwendet. Das hat einen unglaublichen ökologischen Effekt. Lebensmittelverschwendung ist einer der größten Treiber der Klimakrise und macht rund 10 Prozent aller menschengemachten Treibhausgase aus, das ist weitaus mehr als auf die Luftfahrt zurückzuführen ist. Das ist auch ein soziales Problem. Denn obwohl wir mehr als genug für alle produzieren, haben viele Menschen nicht genug zu essen. Es ist aber auch ein ökonomisches Problem. Die Zeit und Ressourcen für Produktion, Transport und Lagerung, die Betriebe investieren, werden vergeudet. Wenn wir es also schaffen, produzierte Lebensmittel auch zu konsumieren, dann haben wir einen unheimlichen Hebel gegen die Klimakrise in der Hand. Und das ist ja auch das Ziel, das die Kreislaufwirtschaft verfolgt.

Weitere Informationen