Grenze/n und Bürokratie
Dieser vom Forschungsnetzwerk Interdisziplinäre Regionalstudien (first) geförderte Workshop widmet sich dem komplexen Verhältnis zwischen Grenze/n und Bürokratie aus interdisziplinärer Perspektive, wobei u.a. migrationswissenschaftliche, soziologische, kulturwissenschaftliche, historische, soziolinguistische und weitere Impulse herangezogen werden.
Aus einer kritisch-sozialwissenschaftlichen Perspektive lässt sich Bürokratie als ein System/Geflecht aus Praktiken, Mechanismen, Diskursen und Akteur*innen-Konstellationen betrachten, das bestimmte Verwaltungsfunktionen erfüllt und dabei (potentiell problematische) Machtstrukturen und soziale Ungleichheiten verstärkt. Ausgehend von einem prozessorientierten Grenzbegriff und der häufig (wenngleich durchaus strittigen) postulierten Funktion von Grenze als ordnungsherstellend und
-reproduzierend, erweist es sich als besonders vielversprechend, dem Verhältnis zwischen Bürokratie und Grenzpraktiken nachzugehen.
Empirisch liegt aufgrund der engen Verbindung zwischen Nationalstaat und Grenzregimen der Fokus auf Themen wie Migration, Verwaltung und gesellschaftlicher Ordnung oft nahe – der Workshop lädt jedoch explizit dazu ein, Grenze/n und Bürokratie auch außerhalb des Migrations- und Fluchtkontexts zu denken und dabei verschiedene Felder und betroffene Akteur*innengruppen zu berücksichtigen.
Im Workshop beschäftigen wir uns u.a. mit den folgenden Fragen:
- Wie lässt sich das Verhältnis zwischen Grenze/n und Bürokratie fassen?
- Wie entfaltet sich die Wirksamkeit von Grenzen, die ihrerseits Räume, Identitäten und Mobilitäten strukturieren, über bürokratische Praktiken und Artefakte wie Formulare, Pässe, Stempel, Regelwerke und bürokratische Begegnungen und Interaktionen?
- Wer wird wie unter Berufung welcher ‚Ordnung‘ verwaltet bzw. bürokratischen Prozessen unterworfen? Welche bürokratischen Prozesse sind hier zu beobachten? Wie lassen sich diese (Macht-)Verhältnisse aus einer Agency-Perspektive beschreiben?
- Welche Praktiken des Identifizierens, Kategorisierens, (Fest-)Schreibens, Verwaltens und Kontrollierens lassen sich beobachten?
- Welche Rolle spielen schriftliche und andere sprachliche Interaktionen und Modi bei der Herstellung von Distanz und Nähe im bürokratischen Kontakt?
- Wie lässt sich bürokratische ‚Professionalität‘, Distanz/Nähe-Verhältnis und Habitus, Logiken etc. beschreiben?
- Welche gegenläufigen, widerständigen, transformativen Praktiken sind zu beobachten, wodurch Bürokratie nicht nur Grenzen re/produziert, kontrolliert, sondern ggf. auch infrage stellt?
- Inwiefern lassen sich die häufig als ‚unsichtbare‘ oder symbolische Grenzen verstandenen bürokratischen Prozesse in Hinblick auf ihre Materialität beschreiben?
Programm
Der erste Tag (15.09.) beleuchtet den Zusammenhang zwischen Grenzen und Bürokratie aus verschiedenen (interdisziplinären) Perspektiven, wobei hier verschiedene Beitragsformate wie Vorträge oder Projektvorstellungen vorgesehen sind. Es werden sowohl gegenwärtige als auch historische Fälle vorgestellt. Der zweite (Halb-)Tag (16.09.) hat einen stärkeren Werkstattcharakter, was offenere Formate wie Daten- bzw. Interpretationssitzungen und die Diskussion von Projektideen ermöglicht.
Montag, 15.09.2025
Dienstag, 16.09.2025: Empirische Perspektiven aus Projekten
Kontakt
Fragen gerne an Sabine Lehner (sabine.lehner@fhstp.ac.at).
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