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Geschichten, die der Algorithmus schrieb
Master-Studiengang Digital Business Communications
Copyright: Alexander Fanta |
Monika Kovarova-Simecek (Studiengangsleiterin des Masterstudiums Digital Business Communications) im Gespräch mit Alexander Fanta (EU-Korrespondent für netzpolitik.org): |
Im Interview: Experte Alexander Fanta
Sie haben sich in Ihrer Karriere als Journalist schon vielen Themenbereichen gewidmet. Wann und wodurch entwickelten Sie Ihr Interesse für den Finanzjournalismus?
Als ich meine Laufbahn als Journalist im Jahr 2009 begann, stand alles im Zeichen der Finanzkrise. Selbst politische Krisen, über die ich berichtete, wie jene in Griechenland 2012 und 2015, standen im Zeichen der Macht der Märkte. Nicht zuletzt deswegen finde ich Finanzjournalismus ein faszinierendes Feld.
Ein Thema, das Sie journalistisch wie wissenschaftlich beschäftigt, ist Roboterjournalismus. Welche Bedeutung hat Roboterjournalismus im Wirtschafts- & Finanzjournalismus? Müssen wir um den Berufsstand der Finanzjournalisten fürchten?
Automatisierte Texte erlauben es, die Arbeit von menschlichen Journalist*innen zu unterstützen und zu skalieren. Bisher war das Schreiben von journalistischen Texten reine Handarbeit, aber nun kann man durch Vorlagen und Text-Algorithmen viele Aufgaben im großen Stil umsetzen.
Finanzjournalismus, der von Zahlen geprägt ist, eignet sich dafür besonders gut. Das heißt aber nicht, dass der Beruf des/ der Journalist*in durch Software ersetzbar geworden ist.
Software kann zwar schnell Zahlen in Text umsetzen und Korrelationen aufzeigen, aber wir sind noch weit entfernt von einer Künstlichen Intelligenz, die auch Kausalitäten erkennen und Analyse und Einschätzung von Daten bieten kann. Das wird wohl noch auf lange Frist die Domäne menschlicher Journalist*innen bleiben.
Mit welchen Schwierigkeiten geht die Erstellung von automatisierten Texten derzeit einher? Was braucht es, um technische Standardisierung und Automatisierung in der Wirtschafts- und Finanzkommunikation allgemein voranzutreiben?
Die größte Herausforderung für automatisierte Texte sind immer die Verfügbarkeit von Daten und ihre Aufbereitung. Heutzutage werden Pflichtveröffentlichungen vielerorts noch gerne in Form eines Fließtextes gemacht, wo die relevanten Zahlen erst noch herausgepickt werden müssen. Neue Standards wie XBRL liefern eine äußerst wichtige Grundlage, um Daten für die Automatisierung verfügbar zu machen.
Wie bewerten Sie als international tätiger & multilingualer Journalist die Lage im internationalen Vergleich – Sind uns andere Länder in Sachen digitale Wirtschafts- und Finanzkommunikation voraus?
An einigen Orten wird die Automatisierung im Journalismus vehement vorangetrieben, etwa bei großen Nachrichtenagenturen mit Wirtschafts- und Finanzschwerpunkt wie Bloomberg und Reuters, die solche Technologie laufend im Alltag einsetzen.
Auch in kleinen Ländern wie Norwegen gibt es innovative Automatisierungsprojekte, die bereits serienmäßig laufen. In Österreich gibt es spannende Ansätze zur Innovation bei einigen Medien, noch sind aber meines Wissens keine Roboterjournalisten hierzulande im Alltags-Einsatz.
Bedeutet Roboterjournalismus nun, dass Finanzjournalist*innen von morgen ‚coden‘ können müssen? Welche Tipps haben Sie für Student*innen, die in Ihre Fußstapfen folgen möchten?
Meine wichtigste Empfehlung für Anfänger*innen: Keine Angst haben. Nichts am Thema Automatisierung und Datenjournalismus ist Hexerei. Coden muss man nicht können, ich kann es auch nicht und habe auch kein tieferes technisches Wissen. Es reicht, sich zu interessieren und bereit zu sein, sich in unvertraute Materien einzulesen.
Es hilft natürlich, wenn man für das Programmieren und statistische Aufgaben Hilfe bekommt, aber zum Verständnis ist es nicht notwendig und mittlerweile gibt es viele Gratis-Tools und Tutorials im Netz.
Für Ihre Arbeit zu Hasspostings in Social Media wurden Sie für den Karl-Renner-Preis für Publizistik nominiert. Wie stark sind Unternehmen von Hasspostings betroffen & wie können Unternehmen damit richtig umgehen?
Ich glaube, die Frage des Umgangs mit aggressiven Kommentaren in sozialen Medien beschäftigt mittlerweile jede Organisation, die sich im Internet präsentiert. Eine einfache Lösung gibt es für das Problem nicht. Wichtig finde ich bei Organisationen, dass sie den eigenen Umgang mit dem Thema möglichst offen kommunizieren. Also am besten eine Netiquette für die eigenen Kommentarseiten schaffen und transparent machen, wie man Foren moderiert und warum.
Interesse an Corporate und Sustainability Communications & Reporting?
Der berufsbegleitende Masterstudiengang Digital Business Communications bereitet ideal für Karriere in Corporate Communications, Public und Investor Relations oder Sustainability Communications vor. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an die Studiengangsleiterin Monika Kovarova-Simecek.
