Einfluss der Ernährung auf die Entstehung einer Divertikulitis

Bachelor-Studiengang Diätologie

Eine retrospektive Erhebung der Ernährungsweise vor einer Divertikulitis bei KrankenhauspatientInnen

Maria Baumgartner, BSc (Jg. 2010/2013)

Betreuerin: FH-Prof. Daniela Wewerka-Kreimel, MBA

  • Präsentation der Bachelorarbeit im Rahmen des 31. Ernährungskongresses des Verbands der Diätologen Österreichs, FH Science Talk, Wien, 27.-28. März 2014
  • Bachelorarbeit wurde mit dem 1. Platz des Nestlé HealthScience Award 2014 prämiert

Abstract

Einleitung und Problemstellung:

Es gibt drei Hauptfaktoren, die bei der Entstehung der Divertikulose und Divertikulitis eine Rolle spielen: Motilitätsstörungen, Veränderungen der Kolonwand und Ernährungsgewohnheiten (Hoffmann & Kruis, 2005). Früher wurde gemutmaßt, dass Nahrungsrückstände die Entzündung auslösen könnten. Der Verzehr von Nüssen, Mais und Popcorn führt aber nicht zu einem höheren Auftreten einer Divertikulitis, sondern Nüsse und Popcorn reduzieren sogar das Divertikulitis-Risiko (Strate, Liu, Syngal, Aldoori & Giovannucci, 2008).

Zielsetzung:

Das Ziel der vorliegenden Studie war es festzustellen, ob Divertikulitis-PatientInnen Körner oder Samen in den letzten vier Wochen vor der Entzündung gemieden haben und wie hoch die durchschnittliche Flüssigkeitsaufnahme und die Zufuhr an ballaststoffreichen und –armen Lebensmitteln war.

Material und Methoden:

Zu diesem Zweck wurde eine semiquantitative, retrospektive Querschnittstudie mittels Food-Frequency-Questionnaires an Divertikulitis-PatientInnen in elf Krankenhäusern in Österreich durchgeführt. Der Erhebungszeitraum erstreckte sich vom 11. März bis 26. April 2013.

Ergebnisse:

Die statistische Auswertung hat gezeigt, dass die meisten ProbandInnen der Stichprobe (n=55) die Lebensmittel, die in der „Low-Residue“-Diät gemieden werden, selten gegessen haben (Antwortkategorie: 3 Mal im Monat oder seltener). PatientInnen mit rezidivierender Divertikulitis haben signifikant weniger Gurken gegessen als PatientInnen mit akuter Divertikulitis (p=0,002). Der Grund dafür könnte sein, dass sie Gurken gemieden haben um ein Rezidiv der Erkrankung zu verhindern.

Außerdem haben Divertikulitis-PatientInnen unter 65 Jahren weniger Flüssigkeit aufgenommen im Vergleich zur durchschnittlichen österreichischen Bevölkerung unter 65 Jahren laut Österreichischem Ernährungsbericht 2012 (p=0,02). Damit könnte eine geringe Flüssigkeitszufuhr einen eigenen Risikofaktor für die Divertikulitis darstellen. Bei der Altersgruppe der SeniorInnen konnte dieser signifikante Unterschied nicht aufgezeigt werden, was möglicherweise an der generell niedrigen Flüssigkeitsaufnahme von SeniorInnen liegen könnte (Ferry, 2005).

Schlussfolgerungen:

Für die Primär- und Sekundärprävention ergibt sich die Schlussfolgerung, dass in der Ernährungsberatung keine Evidenz besteht für das Meiden von Körnern, Nüssen, Samen, etc. Es sollte ein besonderes Augenmerk auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Ballaststoffaufnahme gelegt werden. Weiterführende Studien sind jedoch notwendig, um evidenzbasierte Empfehlungen für die ernährungsmedizinische Beratung von Divertikulitis-PatientInnen zu entwickeln.

Maria Baumgartner, BSc hat ihre Bachelorarbeit auf dem 31. Ernährungskongress des Verbands der Diätologen Österreichs und im Rahmen des FH Science Talk präsentiert.

Im Zuge der Langen Nacht der Forschung wurde ihr für ihre Bachelorarbeit der 1. Preis des Nestlé Health Science Award verliehen.

Literatur:

„5 am Tag“-Kampagne: Wissenschaftliche Begründung | Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (2001, Juli 1). Abgerufen 9. Mai 2013, von http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=290

Ferry, M. (2005). Strategies for Ensuring Good Hydration in the Elderly. Nutrition Reviews, 63(6), 22–29. doi:10.1301/nr.2005.jun.S22-S29

Hoffmann, R. M., & Kruis, W. (2005). Divertikulose und Divertikulitis. Der Internist, 46(6), 671–684. doi:10.1007/s00108-005-1403-z

Kein überflüssiger Ballast?– Wie lässt sich die Zufuhr von Ballaststoffen steigern? | Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (2010, Dezember 15). Abgerufen 9. Mai 2013, von http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1107

Korzenik, J. R. (2006). Case closed?: Diverticulitis: Epidemiology and fiber. Journal of clinical gastroenterology, 40, S112–S116.

Strate, L. L., Liu, Y. L., Syngal, S., Aldoori, W. H., & Giovannucci, E. L. (2008). Nut, Corn, and Popcorn Consumption and the Incidence of Diverticular Disease. JAMA: The Journal of the American Medical Association, 300(8), 907–914. doi:10.1001/jama.300.8.907

Ünlü, C., Daniels, L., Vrouenraets, B. C., & Boermeester, M. A. (2011). A systematic review of high-fibre dietary therapy in diverticular disease. International Journal of Colorectal Disease, 27(4), 419–427. doi:10.1007/s00384-011-1308-3