Einfluss von aktiven physiotherapeutischen Maßnahmen auf Patient*innen mit diagnostizierter Bulimia nervosa

Bachelor-Studiengang Physiotherapie

Streißelberger Christina

Betreuerin: Adelina Schmid, PT, BSc, MA 

Abstract

Einleitung

Nur eine*r von fünf Bulimiker*innen unterzieht sich einer Therapie, wobei von diesen nur 50% auf die durchgeführten Maßnahmen ansprechen. Speziell Frauen sind von der - im Volksmund als „Essbrechsucht“ bekannten - Krankheit betroffen. Die evidentesten Interventionen stellen derzeit psychotherapeutische Methoden, vor allem die kognitive Verhaltenstherapie, dar.

Speziell die Physiotherapie gewinnt vermehrt an Bedeutung. Aufgrund einer verzerrten Wahrnehmung des eigenen Körpers kann diesem mittels der sogenannten „Körperwahrnehmungsschulung“ entgegengewirkt werden. Gleichermaßen gilt dies für die „Bewegungstherapie“, bei welcher ein positives Körpergefühl gefördert werden soll. Abgeleitet von den Kardinalsymptomen ergeben sich die Evaluierungsparameter „Häufigkeit Erbrechen“, „Körpergewicht“ und „Lebensqualität“.

Da ein momentaner Mangel an durchgeführten Studien im Hinblick auf aktive physiotherapeutische Maßnahmen bei Bulimia nervosa vorliegt, ist es Ziel dieser Arbeit, aktuelle und relevante Literatur zu recherchieren und deren Erkenntnisse anzuführen, um folglich eine Aussage zur Evidenz treffen zu können.

Methodik

Die Literatursuche erfolgte unter anderem auf den Datenbanken PUBMED, COCHRAINE und TRIPDATABASE. Mittels definierter Ein- und Ausschlusskriterien sowie der Eliminierung von Duplikaten erfolgte eine Selektion. Folgend wurden verbleibende Studien anhand der PEDRO-Skala auf Qualität geprüft. Die abschließende Analyse beschreibt neben der Gesamtwirkung der einzelnen Interventionen ebenso den Effekt auf ausgewählte Evaluierungsparameter „Häufigkeit Erbrechen“, „Körpergewicht“ und „Lebensqualität“.

Ergebnisse

Von 138 Suchergebnissen wurden drei Studien integriert und mittels Handrecherche durch drei weitere Exemplare ergänzt. Somit wurden insgesamt vier RCTs und zwei Pilotstudien untersucht. Die Bewertung der methodischen Qualität ergab eine Studie mit Evidenzqualität B, eine mit D und vier mit <D. Jeweils zwei Studien untersuchten Körperwahrnehmungsschulung, Bewegungstherapie und Kombinationstherapie. In allen inkludierten Ergebnissen wurde die „Lebensqualität“ analysiert, während „Häufigkeit Erbrechen“ viermal und „Körpergewicht“ zweimal erhoben wurden.

Schlussfolgerung

Alle drei Interventionsmaßnahmen zeigen mäßige Evidenz bei der Behandlung von BN, wobei ein Mangel an vorliegenden Studien zu berücksichtigen ist. BT kann statistisch signifikante Ergebnisse erreichen, jedoch nicht im Vergleich zu den Kontrollgruppen der jeweiligen Studien. Der Evaluierungsparameter „Lebensqualität“ zeigt bezogen auf alle Maßnahmen die besten Resultate und ist aufgrund gemeinsamer Evaluierungstools am besten vergleichbar.

Keywords

Bulimia nervosa, Physiotherapie, Essstörung, Körperwahrnehmungsschulung, Bewegungstherapie