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„Brauchen Fallkoordination zwischen Professionen“

arlt.dialog #2. Christoph Redelsteiner im Gespräch.

FH-Professor Christoph Redelsteiner
Copyright: FH St. Pölten

Seit 2017 leitet Christoph Redelsteiner den Master Studiengang Soziale Arbeit. Der promovierte Gesundheitswissenschafter ist Sozialarbeiter und Notfallsanitäter. In Deutschland und den USA war er als Paramedic tätig. Am 25. April referiert Redelsteiner beim 1. Johanniter Zukunftssymposium. Für arlt.dialog stand FH-Professor Redelsteiner Rede und Antwort.

„Tätigkeit im Rettungsdienst ist Seismograph für Sozialsystem“

Sie sind nicht nur Sozialarbeiter und Notfallsanitäter, sondern auch Sozialarbeits- und Gesundheitswissenschafter. Wie verbinden Sie die Erfahrungen aus diesen Gebieten?

Die Tätigkeit im Rettungsdienst als Rund-um-die-Uhr-Einrichtung ist ein Seismograph für die Stärken und Schwächen des Sozial- und Gesundheitssystems. In den letzten zehn Jahren wurde der Rettungsdienst immer stärker zum Ersatzdienst für Probleme der Alltagsbewältigung kranker, älterer oder einsamer Menschen bzw. zum Dienstleister, der Schnittstellenprobleme zwischen den Sozial- und Gesundheitseinrichtungen „erbt“. Bei zirka acht von zehn Einsätzen steht meine sozialarbeiterische Ausbildung im Vordergrund. Es bräuchte mehr einen Case-Manager als einen Sanitäter. Die enge Feldverzahnung bearbeite ich auch forschend, etwa über Fallanalysen oder Auswertungen. Die Herausforderungen versuche ich auch durch Publikationen in den Diskurs einzubringen.

Worin liegen die Herausforderungen für die Soziale Arbeit in den kommenden Jahren?

Die Ressourcen im Sozial- und Gesundheitswesen werden finanziell und personell eine besondere Herausforderung sein. Der erste geburtenstarke Jahrgang 1956  erreicht nun das Pensionsalter … bis 1969 gab es diesen „Babyboom“. Das bedeutet langfristig verstärkte Aufgaben für pflegende Angehörige und bezahlte Pfleger*innen und Betreuer*innen verschiedenster Professionen. Über Organisationen und Professionen hinweg wird es integrierte Formen der Fallsteuerung und -koordination brauchen. Die Methoden des Case Managements bieten sich hier an, verbunden mit einer stärkeren Orientierung am Gemeinwesen.

Digitale Aspekte der Fallkommunikation, aber auch Interaktion zwischen den Menschen werden verstärkt in die Soziale Arbeit einfließen müssen. Vor allem gilt es darauf zu achten, dass besonders vulnerable Populationen wie Menschen ohne festen Wohnsitz, Menschen auf der Flucht, Gefangene nicht im „Wettstreit“ um die vorhandenen Betreuungsressourcen ins Hintertreffen geraten.

Seit Oktober leiten Sie den Master Studiengang Soziale Arbeit. An wen richtet sich dieser Studiengang?

Wir laden Personen mit einschlägigem Vorstudium, die sich den Werten, Haltungen und Zielen der sozialen Arbeit nahe fühlen, ein, sich zu bewerben. Das können Diplomierte Sozialarbeiter*innen, Bachelors aus Bereichen Sozialwissenschaften oder Soziale Arbeit sein. Wir sind aber auch für Quereinsteiger offen, etwa aus den Bereichen Bildungswissenschaften, Soziologie, Philosophie, oder Jus. Voraussetzung ist, dass im Erststudium ein sozialarbeiterisch relevanter Kernbereich von mindestens 40 ECTS  erworben wurde. Der Studiengang richtet sich an Personen, die sich auf der theoretischen Ebene, im Bereich des wissenschaftlich-reflektierten Arbeitens und im Bereich der Führungskompetenzen weiterentwickeln wollen.

Master Soziale Arbeit: General Social Work und Case Management

Wo liegen die Schwerpunkte des Master Studiengangs Soziale Arbeit an der Fachhochschule St. Pölten? Welche Stärken haben seine Absolvent*innen?

Unsere Vertiefungsrichtungen sind General Social Work und Case Management. Die St. Pöltner Absolvent*innen sind als Expert*innen der Sozialen Arbeit österreichweit, aber auch international tätig. Viele von ihnen sind Pionier*innen in ihrem Feld der professionellen Sozialarbeit. Sie sind kooperationsbereite, selbstbewusste Sozialarbeiter*innen, die interdisziplinär auf Augenhöhe mit anderen Professionen arbeiten. Sie kennen und beachten die Ansprüche der Nutzer*innen und verfügen über planerische und organisatorische Fertigkeiten, Reflexionsvermögen, Forschungskompetenz und gute Skills im Bereich sozialarbeiterische Methoden.

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