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Die österreichische Buchpreisbindung im Gespräch

Im Studiengang Medienmanagement war ein Experte zum Thema zu Gast und gab den Studierenden spannende Einblicke in den Buchmarkt

Die österreichische Buchpreisbindung im Gespräch
Copyright: Dr. Jan Krone

Ein Nachbericht von Mavie Berghofer

In der Lehrveranstaltung "Medienvertrieb und -logistik", betreut von Dr. Jan Krone, konnten sich die Studierenden des Bachelor Studiengangs Medienmanagement über einen interessanten Gastvortrag zum Thema Buchpreisbindung freuen. Der Rechtsanwalt Dr. Bernhard Tonninger ist die zentrale Anlaufstelle für Buchpreisbindungsfragen in Österreich und brachte den Studierenden das Thema in einer gemeinsamen Runde näher.

"Dr. Tonninger hat den Studierenden die Rahmenbedingungen sehr schön erläutert. Das Buchpreisbindungsgesetz klingt erstmal klar definiert, es muss aber auf einige Differenzierungen Rücksicht genommen werden. Das sind wichtige Informationen für zukünftige Medienmanager*innen", freut sich Dr. Jan Krone.

Im Sinne der Vielfalt

Die österreichische Buchpreisbindung ist eine Vorgabe von Buchpreisen, die von den Verlagen festgesetzt werden. Sie gilt für deutschsprachige Bücher und betrifft alle Vertriebswege. "Die Buchpreisbindung hat in Österreich eine über 130-jährige Tradition", erzählt Dr. Bernhard Tonninger. "Sie hilft dabei, die Vielzahl an Verlagen, Buchhandlungen und in weiterer Folge die Buchvielfalt aufrecht zu erhalten."

Wie vielfältig der Buchmarkt ist, kann man im Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) sehen. Ungefähr 2,5 Millionen Bücher sind dort mit den festgesetzten Preisen für unterschiedliche Vertriebsgebiete und -formen vermerkt. "In Österreich ist es trotzdem möglich, dass Sie bei einem Händler mehr bezahlen als bei einem anderen", sagt der Rechtsanwalt. "Es handelt sich bei der Buchpreisbindung nämlich um einen Mindestpreis und keinen Fixpreis."

In weiterer Folge erläuterte der Experte auch die Ausnahmeregelungen: "Für gebrauchte Bücher und Mängelexemplare gibt es Sonderregelungen. Ein Buch gilt beispielsweise als gebraucht, wenn es mindestens einmal zum Mindestpreis verkauft wurde. Danach kann es ohne Verpflichtung zur Buchpreisbindung weiterverkauft werden. Außerdem gibt es spezielle Regelungen über Rabatte für Bibliotheken."

Ein Thema mit Praxisrelevanz

Im öffentlichen Diskurs um die Buchpreisbindung wird ihr oft vorgeworfen, durch die Verteuerung von Massenliteratur diese schwerer absetzbar zu machen und so die Querfinanzierung für junge Autor*innen zu erschweren. Das weiß Dr. Bernhard Tonninger aber zu entkräften: "Ich sehe das anders. Gerade im Taschenbuchbereich sind die Preise eine nicht wirklich große Einstiegshürde für Rezipient*innen. Außerdem können Verlage ja selbst über die festgelegten Preise bestimmen."

Er erklärte den Studierenden auch, warum die Erhaltung von kleinen Buchhandlungen auch in Zeiten von Online-Bestellungen wichtig ist: "Wir haben in einer von uns durchgeführten Studie herausgefunden, dass in Orten, die über eine Buchhandlung verfügen, mehr Bücher gekauft und auch gelesen werden. Sie bringen das Buch wieder ins Zentrum des Interesses und die menschliche Vermittlung kann zum Lesen anregen."

Im Nationalrat wurde erst kürzlich eine neue Novelle zu diesem Gesetz verabschiedet. Auch hier hat Dr. Bernhard Tonninger als Experte im Vorfeld federführend mitgewirkt. "Im Grunde hat sich nicht viel geändert, es gab aber einige Anpassungen an die Praxis. Bemerkenswert ist aber, dass es ein einstimmiger Beschluss war, was die Relevanz des Themas unterstreicht."

Wir danken Herrn Dr. Tonninger für seine Bereitschaft, Zeit in den hochschulischen Wissenstransfer zu investieren.

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FH-Prof. Dr. Krone Jan

FH-Prof. Dr. Jan Krone

FH-Dozent Department Medien und Digitale Technologien