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Geschichte akustisch betreten

Ein Workshop der Creative Media Summer School 2021 widmete sich der Vergangenheit des St. Pöltner Domplatzes und seiner akustischen Virtualisierung

To the power of four: Vergangenes akustisch virtualisieren
Copyright: Johannes-Clemens Schmidt

Der Domplatz St. Pölten im Wandel der Zeit: Ob römische Therme, mittelalterliche Kapelle oder Kloster – diese Bauten sind für uns heute genauso verschwunden wie die mittelalterlichen Friedhöfe und Latrinengruben, die Zeugnis von den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten in der Vergangenheit geben.

Was wäre, wenn man diese historischen Schichten des Platzes wieder zugänglich machen könnte? Indem man sie akustisch erlebbar macht?

"Studierende unserer Masterklassen Audio Design und Augmented & Virtual Reality haben im Rahmen der Creative Media Summer School 2021 ein entsprechendes Konzept und eine App entwickelt, die genau das ermöglicht", erzählt Michaeal Iber, Workshopleiter und Initiator des Projekts "To the power of four: St. Pölten Dome Square in Audio Augmented Reality".

Eine Fortführung des Projektes in Zusammenarbeit mit der Stadt ist angedacht.

Vergangenes akustisch virtualisieren

Die Idee hinter dem Audio- und Augmented Reality-Projekt: Geht man über den Parkplatz, der aktuell das Bild des Domplatzes prägt, sollen ehemals auf dem Platz befindliche Gebäude akustisch "betretbar" werden. Orientiert hat man sich an "Sonic Traces", einem Projekt für das Haus der Geschichte, umgesetzt von Thomas Aichinger, Co-Workshopleiter und Gründer der Firma Scopeaudio.

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Mit der bei der Creative Media Summer School entwickelten App fürs Handy sollen User*innen, wenn sie etwa die Schwelle des ehemaligen Eingangs der Pfarrkirche im 12. Jahrhundert überschreiten, von der auralisierten Akustik des Gebäudes umgeben werden. Klänge eines Chors oder eine Predigt im Altarraum verstärken dabei den räumlich akustischen Eindruck.

Szenenentwicklung & -umsetzung

Neben der Entwicklung der notwendigen technischen Frameworks haben die Studierenden im Rahmen des Workshops kleine Szenen und akustische Szenarien für die App entwickelt, durch die sich User*innen mit Handy und Kopfhörer auf dem Domplatz bewegen und so in die auditive Umgebung der damaligen Zeit eintauchen können.

"Schauspieler*innen des Landestheaters St. Pölten haben die von uns ausgearbeiteten Szenen wie das Predigen eines Priesters in der Pfarrkirche oder Verkaufsgespräche auf dem Markt im Audio Studio der FH St. Pölten eingesprochen", freut sich Iber über die gelungene Kooperation. 

"Ganz herzlich bedanken möchte ich mich in diesem Zusammenhang bei Tobias Artner, Emilia Rupperti, Ludwig zur Hörst und Marie Rötzer vom Landestheater Niederösterreich sowie Alfred Kellner, Thomas Pulle und Ronald Risy vom Bereich Bildung und Kultur der Stadt St. Pölten für ihre Unterstützung und ihr Engagement", so Iber weiter.

AR & Audiokinetic Wwise

Für die Entwicklung der App griffen die Studierenden auf die Game Engine Unity und die Infrastruktur der Audiostudios an der FH zurück. Eine besondere Rolle spielte dabei die Audio Engine Wwise der kanadischen Firma Audiokinetic.

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"In den letzten Jahren hat sich Wwise von Audiokinetic zur führenden Middleware für die Entwicklung von Sound- und Musikumgebungen für Spiele und 3D-Anwendungen entwickelt", erklärt Iber, der dieses Tool in seinen Lehrveranstaltungen in den Bachelor Studiengängen Medientechnik und Creative Computing und den Master Studiengängen Digital Media Production und Interactive Technologies unterrichtet.

"Fortschrittliche Spatial-Audio-Funktionen ermöglichen hochrealistische Auralisationen von virtuellen Szenarien, die sich in Augmented Reality-Projekten perfekt in reale Umgebungen einfügen."

Als Certified School ist die FH St. Pölten derzeit die einzige österreichische Bildungseinrichtung, die für Wwise zertifizieren darf. 

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FH-Prof. Dr. Iber Michael

FH-Prof. Dr. Michael Iber

Academic Director E³UDRES² FH-Dozent Internationaler Koordinator Department Medien und Digitale Technologien