Umsetzung der CSRD-Berichterstattung

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Ein Projekt zur Analyse der ersten Berichtssaison im Zeichen der CSRD

Die aktuelle Berichtssaison 2024/25 ist die erste im Zeichen der neuen EU-Regulatorik. Die Corporate Sustainability Directive (CSRD) setzt in der Nachhaltigkeitsberichterstattung neue Maßstäbe und stellt sie mit der Finanzberichterstattung gleich. Für Unternehmen und beteiligte Akteure stellen die neuen Berichtspflichten auf vielen Ebenen eine Herausforderung dar – nicht nur, weil die CSRD immer noch nicht ins nationale Recht umgesetzt wurde.

Dennoch haben einige Unternehmen den bereits eingeschlagenen Weg in Richtung CSRD-Berichterstattung konsequent weiterverfolgt. Im Rahmen des Projekts wird beleuchtet, wie Unternehmen die neuen Anforderungen der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) in ihrer ersten Berichtssaison umsetzen und wo noch Optimierungspotenziale bestehen.

Neue Anforderungen durch die CSRD

Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verfolgt die Europäische Union das Ziel, die Qualität und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen maßgeblich zu verbessern. Die CSRD erweitert und ersetzt die bisher geltende Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und verpflichtet Unternehmen dazu, umfassend, standardisiert und prüfbar über ökologische, soziale und Governance-Themen zu berichten.

Ein zentrales Element der Richtlinie sind die European Sustainability Reporting Standards (ESRS), die konkrete Vorgaben für Inhalte, Struktur und Darstellung der Berichte liefern. Seit dem Geschäftsjahr 2024 sind große kapitalmarktorientierte Unternehmen – darunter auch die meisten Unternehmen des österreichischen Prime Market der Wiener Börse – zur Berichterstattung nach CSRD/ESRS verpflichtet.

Fokus der Studie

Angesichts der Tragweite dieser regulatorischen Neuerung – in Österreich sollten rund 2.000 berichtspflichtig sein – stellt sich die Frage, wie gut Unternehmen auf die neuen Anforderungen vorbereitet sind, wie sie die neuen Standards umsetzen und welche Good Practices sich bereits in der ersten Berichtssaison abzeichnen. Auch wenn die geplante Omnibus-Initiative der EU den Umfang und den Wirkungsradius der CSRD etwas reduzieren soll, bleibt das Thema immer noch für viele Unternehmen ein Dauerbrenner.

Untersucht werden börsennotierte Unternehmen, da sie zu den ersten gehören, die von der Richtlinie erfasst werden – und damit eine wichtige Vorreiterrolle einnehmen. Der Fokus lag bzw. liegt – von acht Unternehmen werden die Nichtfinanziellen Erklärungen erst veröffentlicht – dabei auf dem Prime Market der Wiener Börse.

Die ersten 30 der 38 berichtenden Unternehmen (79%) konnten bereits im Zuge einer quantitativen Analyse im Hinblick auf Umfang, Berichtsstruktur, Prüfung, ESG-Ziele, IROs (Impact, Risks und Opportunities), ESRS-Themen, Net Zero, Scope 3 und viele weitere Aspekte ausgewertet werden.

Die ersten Erkenntnisse

Die ersten Erkenntnisse sind nicht völlig überraschend, aber durchaus erfreulich und ein guter Indikator dafür, wo Unternehmen in Bezug auf die Nachhaltigskeitsberichterstattung nach der CRSD bereits gut unterwegs sind, wo Spielräume der an sich gewollten Vergleichbarkeit im Weg stehen und wo noch mehr Aufmerksamkeit gefordert wird.

Die zentralen Erkenntnisse der Studie sind:

  • Die meisten Unternehmen (93%) berichten nach ESRS (European Sustainability Reporting Standards).
  • Entsprechend erscheinen die Berichte überwiegend (83%) auch schon als integrierte Berichte im Lagebericht. Nur noch wenige Unternehmen veröffentlichen ausschließlich separate Nachhaltigkeitsberichte.
  • Der neue Standard bestimmt auch die Struktur der Berichte. Unternehmen stützen sich tendenziell auf die ESRS, wenn auch immer noch viele Freiheiten in der Umsetzung beobachtet werden können.
  • Die höheren Anforderungen an Formalisierung und Standardisierung offenbaren sich auch in der Ausgestaltung der Berichte: Klassische Storytelling-Elemente und Grafiken weichen Tabellen und KPIs, die in den aktuellen Berichte dominieren.
  • Bei der Darstellung der IROs (Impact, Risks, Opportunities) zeigen sich deutliche Unterschiede in Bezug auf die Anzahl sowie Darstellung und Lokalisierung im Bericht.
  • Der Umfang der Berichte schwankt von 11 bis 367 Seiten. Hier zeigen sich enorme Unterschiede. Die durchschnittliche Nachhaltigkeitserklärung hat 110 Seiten (Median).

Insgesamt ist aus den aktuellen und ersten Nachhaltigkeitserklärungen deutlich sichtbar, dass ESG als Thema in der Strategie, den Governance-Strukturen und in der Organisation der Unternehmen angekommen und weitestgehend etabliert ist.

Orientierung und Impulse für die nächste Berichtssaison

Die erste Berichtssaison im Zeichen der CSRD zeigt, dass die österreichischen Prime-Market-Unternehmen die neuen Anforderungen zum guten Teil bereits erfüllen. Und das, obwohl die nationale gesetzliche Grundlage immer noch auf sich warten lässt.

Gleichzeitig offenbart die Analyse noch deutliche Unterschiede in Umfang, Tiefe und Umsetzung der Berichterstattung. Die Spielräume, die die ESRS trotz der Tendenz zur Standardisierung zulassen, aber auch das Fehlen eines nationalen Gesetzes, führen sowohl hinsichtlich der Wesentlichkeitsanalysen und IRO-Darstellungen als auch bei ESG-Zielen und Scope-3-Angaben zu einer relativ breiten Vielfalt in der Anwendung.

Wenn also einige Bereiche also immer noch „work in progress“ sind, bietet diese frühzeitige, vergleichende Analyse der ersten ESRS-Berichte Unternehmen dennoch eine gute Möglichkeit, aus Best Practices zu lernen, Optimierungspotentiale zu identifizieren und so ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung zielgerichtet weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse der Studie können als praxisnahe Orientierungshilfe für die nächste Berichtssaison dienen, zumal sie zeigt, wo Unternehmen im Vergleich zu ihren Peers im Prime Market oder in der Branche stehen.

Erste Präsentation der Zwischenergebnisse im Mai 2025

Die ersten Zwischenergebnisse, welche die ersten 30 der 38 (79%) der berichtenden Unternehmen unter die Lupe nehmen, wurden im Rahmen der ESG-Konferenz 2025 des Cercle Investor Relations Austria (CIRA) im Mai 2025 präsentiert. Mit dem Vortrag „BIG PICTURE - Erste Erkenntnisse & Best Practices“ läuteten Monika Kovarova-Simecek und Melinda Busáné Bellér die Konferenz ein.

Die Präsentation zur Studie „CSRD / ESRS Umsetzung 2024. Big Picture – Erste Erkenntnisse & Best Practices“ ist auf der Website der CIRA-ESG-Konferenz 2025 abrufbar und auch hier zum Download verfügbar.

Ausblick: Finaler Bericht folgt im Herbst 2025

Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf der Analyse von 30 der insgesamt 38 berichtspflichtigen Unternehmen im Prime Market der Wiener Börse. Acht Unternehmen haben ihre Berichte zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht. Die Vollerhebung wird bis August 2025 abgeschlossen. Der umfassende Research Report mit allen Ergebnissen und vertiefenden Analysen erscheint im September 2025 und wird an dieser Stelle zum Download bereitgestellt.

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