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Inklusions-Workshop mit Expert*innen des ORF

Workshop & Podcast: Darstellung von und Umgang mit Menschen mit Behinderung in den Medien – wie Inklusion gelingt

Franz-Joseph Huainigg und Lisa Taschek über Inklusion und Barrierefreiheit im ORF
Copyright: Lukas Peh

Wie Menschen mit Behinderung in den Medien dargestellt und wie sie in die Medienproduktion selbst eingebunden werden, prägt das Bild, das eine Gesellschaft von eben diesen Menschen hat. Ob Inklusion gelingt, hängt auch davon ab, inwieweit Medieninhalte auch für Menschen mit Behinderung zugänglich und konsumierbar sind.

Medienmacher*innen kommt hier eine verantwortungsvolle Rolle zu. Wie sie dieser gerecht werden und wie Medien ihren Beitrag zu diesem Inklusionsprozess leisten können, erfuhren Studierende des ersten Semesters im Bachelor Medienmanagement im Zuge der Lehrveranstaltung "Professional Skills und Portfolio 1", geleitet von Studiengangsleiterin Johanna Grüblbauer und FH-Lehrende und IC\M/T-Researcherin Astrid Ebner-Zarl, aus erster Hand: An der Fachhochschule zu Gast waren Franz-Joseph Huainigg, Beauftragter für Barrierefreiheit beim ORF, und Lisa Taschek, Mitarbeiterin bei der Generaldirektion Humanitarian Broadcasting im ORF.

Sie leiteten den Workshop "Die Darstellung von Menschen mit Behinderung in den Medien" und gaben ihr Wissen in Form von Vortragsinputs, Videos und interaktiven Übungen bzw. Diskussionen an die Studierenden weiter.

Medienbeobachtung im Vorfeld

Die Studierenden haben sich bereits im Vorfeld intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und verschiedenste Mediengattungen wie etwa TV-Sender, Zeitungen, Games oder Auftritte von Influencer*innen entlang mehrerer Kategorien analysiert und im Hinblick auf u. a. folgende Fragen untersucht: Wie wird über Menschen mit Behinderung gesprochen? Wie sehr sind Menschen mit Behinderung in die Gestaltung von Beiträgen rund um Inklusion und Barrierefreiheit eingebunden? Sind die präsentierten Inhalte barrierefrei zugänglich?

Die gewonnenen Erkenntnisse wurden zu Beginn präsentiert und dienten als Basis für den weiteren Verlauf des Workshops.

Inklusion und Barrierefreiheit im ORF

Gebärdendolmetscher*innen bei Pressekonferenzen oder Parlamentssitzungen, Untertitelungen von Serien, Dokus oder Nachrichtenformaten, der Hinweis auf die akustische Bildbeschreibung am Beginn einer Sendung. Das barrierefreie Angebot für Menschen mit Behinderungen im ORF ist vielfältig und wächst, wie Franz-Joseph Huainigg und Lisa Taschek berichteten.

Auf das Wording achten

Erst 2020 sind etwa Nachrichten in einfacher Sprache in das Programm des ORF aufgenommen worden. Eine inklusive Lehrredaktion produziert diese täglich für Menschen mit Lernbehinderungen oder mit geringen Deutschkenntnissen. Ausgestrahlt werden sie derzeit im Radio Wien Wochenrückblick, in den ORF III Nachrichten oder auf news.orf.at.

Damit Formulierungen auch wirklich einfach verständlich sind, müsse allerdings auf vieles auf Wort-, Satz- und Inhaltsebene geachtet werden, wie anhand konkreter Beispiele im Workshop gezeigt wurde. In einer Übung setzten die Studierenden dieses neu erworbene Wissen in die Praxis um und versuchten sich an möglichst einfachen Beschreibungen von Begriffen. 

Der Formulierung, dem Wording, komme auch beim Sprechen oder Schreiben über Behinderung eine wesentliche Rolle zu, so der Hinweis der Vortragenden. Ein entsprechender Leitfaden ist daher beim ORF im Einsatz.

Den Menschen sehen

Mit den Profis sprachen die Studierenden auch über den wertschätzenden Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Sowohl im Alltag als auch in der Medienarbeit sei es wichtig, dass man einander menschlich, aber auch z. B. im Hinblick auf die Kameraposition, auf Augenhöhe begegnet, mit ihnen statt über sie in der dritten Person mit den Dolmetscher*innen spricht oder sie als wahre Expert*innen ihrer Fachrichtung wahrnimmt und nicht primär als Menschen mit Behinderung. Veränderte Rahmenbedingungen gehören ebenfalls immer mitgedacht, z. B. Ortswechsel im Vorfeld gut überlegt.

Humor, so der Tipp der Expert*innen, sei in vielen Situationen ein Türöffner. Sie empfehlen einen wertschätzenden, unverkrampften und natürlichen Umgang mit Menschen mit Behinderung. Und ein offenes Gespräch.

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Podcast-Beitrag "Inklusion gehört gelebt"

Die Inhalte dieses Workshops begleiten die Studierenden noch in den kommenden Wochen. Damit sie sich vertieft mit dem Thema Inklusion auseinandersetzen, werden sie mit Unterstützung von Gloria Grünberger und Anna Michalski vom Campus & City Radio 94.4 einen 15-minütigen Podcast umsetzen. Erste Konzepte wurden bereits während des Workshops ausgearbeitet.

Die Beiträge werden am 3. Dezember 2021, am Internationalen Tag von Menschen mit Behinderung, teils auch auf Ö1 im Rahmen des Podcasts "Inklusion gehört gelebt" zu hören sein.

Wir wünschen den Studierenden viel Erfolg bei der Umsetzung!

Integration gehört gelebt - ein Update

Am 26. Februar 2022 wurden die fertigen Podcasts vom Campus & City Radio 94.4 ausgestrahlt. Für alle, die die Sendung verpasst haben, gibt es die Beiträge Integration gehört gelebt! Teil 1 und Integration gehört gelebt! Teil 2 in der Mediathek.

In der ersten Ausgabe finden sich folgende Beiträge wieder:

  • Ein Gespräch ohne Worte
  • Auf einer Wellenlänge
  • Behinderten Integration Ternitz
  • Gehörloses Radio

Im zweiten Teil können weitere vier Beiträge nachgehört werden:

  • Para-Dressur-Reiter Pepo Puch
  • Un_Sichtbare Behinderung
  • Zivildienst Gartenhof
  • Wie barrierefrei ist Wien?